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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 8

Aus mehreren hierauf zur Verlesung gelangten Briefen, die am Kopfe ein mystisches Sympathiezeichen trugen, ging hervor, daß der Angeklagte der Bergner die tollsten Sachen einzureden verstand. In einem Briefe vom 6. März sagte er, es tue ihm sehr leid, ihr mitteilen zu müssen, daß er Frau Cordus noch nicht aufgefunden habe. Er glaube, man werde schweren Stand mit der Frau haben; er bitte um ihren (der Bergner) Besuch. – Ein Brief der Bergner an den An- geklagten sprach unter anderem davon, daß sie mit der „Flamme“ keine große Mühe gehabt habe. In einem Briefe vom 9. März bat Jänicke um Geld. „Er brauche es wirklich dringend. Wenn sie morgen zu ihm komme, dann solle sie seiner Frau nichts sagen und nichts von den Geschäften sprechen, sonst gelinge es nicht, man müsse zu jedem Dritten stillschweigen, das sei Bedingung.“ Er verlangte 16 Mark und 4 Mark für seine Auslagen.

Darauf muß Fräulein Bergner wohl mißtrauisch gegen die angebliche Zauberei des Angeklagten geworden sein, dafür sprach ein Antwortsbrief des letzteren, in welchem er sehr unangenehm wurde. Jänicke schrieb: Was sie eigentlich von ihm denke, sie habe ihn außerordentlich gekränkt; wenn sie nicht Abbitte leiste, dann wolle er nichts mehr mit ihr zu tun haben. Er gebe ihr zu erwägen, was sie tun wolle. Er sei imstande, sie wohlhabend zu machen und überlasse ihr nun, was sie unternehmen wolle. Entweder vertraue sie ihm und schicke ihm das, was er brauche, oder aber sie rechne auf, was sie ihm bis dahin gegeben, und ihre Verbindung sei abgebrochen.

Der Angeklagte erklärte, daß er nur deshalb zornig auf Fräulein Bergner gewesen sei, weil sie ihm gesagt habe, die Cordus scheine doch besser zaubern zu können als er.

In einem ferneren Briefe teilte er der Bergner mit, daß er ihr ein Serienlos vom Zigeunerhauptmann Petermann verschaffen könne. Sie solle ihm 60 Mark schicken und könne sicher sein, daß sie mindestens 10 000 Mark darauf gewinnen

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 8. Hermann Barsdorf, Berlin 1913, Seite 299. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_8_(1913).djvu/303&oldid=- (Version vom 21.4.2024)