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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 8

Außerdem habe er einen ganz tätowierten Arm gehabt. – Der Angeklagte zeigte auf Auffordern des Vorsitzenden seinen tätowierten Arm, welcher neben Ringen und Schwertern die Inschrift „Tod den Verrätern!“ aufwies. – Nach der oberflächlichen Prüfung des Gerichtschemikers Dr. Bischoff schien das Pulver Saffran, Zucker, Fett und Terpentinöl zu enthalten. Der Angeklagte bemerkte, er wisse nicht mehr, woraus das Pulver bestanden habe.

Frau Jänicke, die alsdann als Zeugin erschien, war 10 Jahre älter, wie ihr angeklagter Ehemann. Sie war früher Dienstmädchen beim Staatssekretär von Podbielski. Ihr war bekannt, daß ihr Mann zu seinen Beschwörungen Gifte brauchte. Auch die beabsichtigte Reise nach dem Teufelssee habe sie am Morgen der Abfahrt ihres Mannes gekannt. Ihr Mann sei nervös und von Krampfanfällen heimgesucht. Deshalb habe sie den kleinen Bruno Misch zur Fahrt nach dem Teufelssee mitgeschickt. Ihr Mann habe ihr niemals Mitteilung gemacht, was dort passiert sei. Ihre Abreise von Berlin habe auf alter Verabredung beruht; sie wollten von Berlin weg. – Der Vorsitzende hielt der Zeugin vor, daß sie diese Aussage doch schwerlich beeidigen könne. – Die Zeugin erklärte, daß sie mit ihrem Manne in die Heilsarmee auswärts eintreten wollte. Ihr Mann habe sich manchmal eingebildet, er sei ein Graf. Infolge ihrer vorzeitigen Entbindung mußte ihr Mann seine Arbeit aufgeben, sie habe dann Pflegekinder angenommen und ihr Ehemann habe sich von diesem Zeitpunkt an, wo die Not an ihre Tür zu klopfen drohte, auf die Zauberei gelegt. – Staatsanwalt: Sie meinen, daß ihn erst Just verrückt gemacht und er erst von diesem all das närrische Zeug gelernt habe? – Zeugin: Ja. – Während der Vernehmung der Zeugin schluchzte der Angeklagte wiederholt heftig.

Der Vater des Angeklagten, Töpfermeister Franz Jänicke aus Dalmin bekundete, daß sein Sohn bis zu seinem 16. Jahre an Krämpfen gelitten und „übergeschnappt“

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 8. Hermann Barsdorf, Berlin 1913, Seite 314. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_8_(1913).djvu/318&oldid=- (Version vom 23.4.2024)