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Seite:Friedlaender-Kulturhistorische Kriminal-Prozesse-Band 1 (1908).djvu/54

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Hugo Friedländer: Kulturhistorische Kriminal-Prozesse der letzten vierzig Jahre, Band 1

armen Kinder,“ schrie er schmerzbewegt, als er aufs Schaffot gespannt wurde.


Der Skurczer Knabenmord.

Am Morgen des 22. Januar 1884 wurde außerhalb des Weichbildes des Dorfes Skurcz bei Preußisch-Stargard unter einer Brücke die furchtbar zerstückelte, vollständig nackte Leiche des vierzehnjährigen Knaben Onofry Cybulla gefunden. Der Knabe war regelrecht geschlachtet worden. Der Hals war bis auf die Wirbelsäule durchschnitten, auf dem rechten Arm waren sieben tiefe Einschnitte. Die Oberschenkel waren kunstgerecht vom Oberkörper und den Unterschenkeln abgetrennt und, ebenso wie die Kleidung und Wäsche des Knaben, spurlos verschwunden. Der Knabe verdiente sich Geld durch Flaschenspülen und Austragen von Backwaren. Außerdem handelte er mit Ziegenfellen.

Der Mord rief begreiflicherweise in dem zumeist von polnisch redenden Leuten bewohnten Dorfe eine furchtbare Erregung hervor. Da einige Leute gehört haben wollten, daß der Knabe am Abend vorher von dem jüdischen Kaufmann Joseph in den Laden gerufen worden sei, so verbreitete sich sehr bald die Mär, der Knabe sei zu rituellen Zwecken von den Juden geschlachtet worden. Obendrein wurde wahrgenommen, daß in der Mordnacht im Stall bei

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Hugo Friedländer: Kulturhistorische Kriminal-Prozesse der letzten vierzig Jahre, Band 1. Continent, Berlin 1908, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Kulturhistorische_Kriminal-Prozesse-Band_1_(1908).djvu/54&oldid=- (Version vom 31.7.2018)