Seite:Friedrich List und die erste grosse Eisenbahn.djvu/10

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

wenigstens nicht ganz ohne öffentliches Erinnerungszeichen[1] in Leipzig geblieben ist.

Daß aber Friedrich List in der That es verdient, als der erste und verdienstvollste unter den thatkräftigen Männern zu gelten, welche die Leipzig-Dresdner Bahn ins Leben riefen, ergiebt sich aus der Geschichte von selbst. Freilich weniger aus derjenigen, welche die schon genannte Jubiläumsschrift vom Jahre 1864 darstellt. Dieselbe stand eben noch nach den damaligen Zeitverhältnissen auf dem Standpunkte des Privatinteresses, und ihre Verfasser mögen sich durch Rücksichten auf dieses und ähnliche Umstände in der Darstellung von List’s Antheil an der Begründung des Unternehmens beschränkt gesehen haben. Doch an dem sei, was da wolle, uns ist es inzwischen vergönnt gewesen, zu erleben, daß das Privatinteresse dem Staatsinteresse hat weichen müssen; die Privatbahnen sind Staatsbahnen geworden, und unsere Nation steht gekräftigter da als jemals — blühend in Industrie, Handel und Verkehr nach innen und außen und gefestigt durch ein in der Hauptsache nunmehr einheitliches Eisenbahnsystem. Ein solches aber war es, was List in wahrhaft prophetischer Begabung voraussah und worauf er mit allen Kräften loszielte, als er seine Agitation für die Einführung der Eisenbahnen begann.

Bereits als er im Jahre 1824 auf dem Hohen-Asberg saß, wohin er von der Württembergischen Regierung wegen verschiedener uns heute als selbstverständlich erscheinender bürgerlicher Freiheitsbestrebungen gebracht worden war, hatte sich List mit den Eisenbahnen beschäftigt. Zur vollen Erkenntniß vom Werthe und der Bedeutung derselben kam er aber erst, als er in Amerika Gelegenheit fand, selbst den Bau einer Eisenbahn


volle Kraft des Dampfes in Anspruch nahm, so steigt noch dazu die Bahn bis zu dem gegenwärtigen Ziele, wenn auch sanft, so doch stetig an, so daß die Fahrt rückwärts mit derselben Kraft stets 5 Minuten früher beendet ist. — Die Ankommenden wurden von Denen, die vorausgeeilt waren, mit Zuruf empfangen, und Se. Kgl. Hoheit war mitten in dem Volke der Sachsen ein Zeuge der hohen Freude, mit welcher Alle den Tag dieser vaterländischen Unternehmung begrüßten. — Das Directorium hatte für die Eingeladenen und Fremden ein reiches Frühstück bereit gehalten. An der Tafel herrschte Frohsinn, Unbefangenheit und herzliche Innigkeit, die sich in den verschiedenen und zahlreichen Toasts aussprachen.“ Darunter war auch der oben erwähnte von Seyfferth auf List.

  1. Es dürfte in Deutschland überhaupt nur ein würdiges Denkmal List’s zu finden sein. Das ist dasjenige, welches ihm seine dankbare Vaterstadt, die ehemalige freie Reichsstadt Reutlingen, errichtet hat.
Empfohlene Zitierweise:
Robert Krause: Friedrich List und die erste große Eisenbahn Deutschlands. Leipzig 1887, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedrich_List_und_die_erste_grosse_Eisenbahn.djvu/10&oldid=- (Version vom 17.8.2016)