Seite:GarschagenRosbach1884.pdf/7

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

irgend einem nicht nachweislichen Zusammenhang stehende St. Lucien-Brüderschaft, an welche noch das kleine Thürmchen auf der Kirche, das Lucienthürmchen erinnert, im Besitz vieler Güter und in dem Genus eines für damalige Verhältnisse ziemlich ansehnlichen Zehnten war, wodurch es neben der Opferwilligkeit der Gemeinde möglich wurde, der Geldverlegenheit in etwa abzuhelfen. — Der erwähnte Zehntzettel weist an jährlichen Einkünsten der Kirche nach: an Geld 43 Goldgulden, 7 Albus und 2 Heller, an Hafer 8 Malter und ½ Viertel, an Wachs 5 Pfund und an Oel 2 Pfund, wozu bei einer Abrechnung im Jahre 1615 die Bemerkung gemacht worden ist, das Oel sei für den Glöckner.

Außer diesen nicht uninteressanten Daten über die Vermögensverhältnisse der jungen Gemeinde interessirt es uns vornehmlich, zu erfahren, inwieweit sich der in ihr waltende reformatorische Geist schon in jenen Schriftstücken kund giebt. Und da läßt sich denn die Bemerkung machen, das sich derselbe nach seinem eigentlichsten inneren Wesen sehr bald kräftig Bahn gebrochen, zur Durchdringung der Form aber einer längeren Uebergangszeit bedurft hat. Wie die Jünger des Herrn nah dem Pfingstfeste das Gute des jüdischen Cultus in Ehren hielten, und wie ein Luther nach dem Bruch mit dem Papstthum das rein Gottesdienstliche der römischen Kirche, was dem Worte Gottes nicht zuwider war, in die erneuerte Kirche mit hinüber nahm, so sehen wir auch den reformatorischen Geist in der jungen Gemeinde erst nach und nach das alte Gewand ablegen und das evangelische Kleid einer biblischen Gottesverehrung anziehen. Mit der Heiligenverehrung und dergleichen räumte man sofort auf, wie die Erwähnung des Mittelbergers oberhalb Lindenpütz mit der Hinzufügung andeutet „Da der heilig Stock stunde.“ Dagegen steht die Verehrung des Kreuzes Christi und selbst das Andenken an „den heiligen Frohnleichnam unseres lieben Herrn und Heilandes Jesu Christi“ hoch, wie die Urkunde über die Stiftungen der Armenspenden auf Charfreitag, Pfingstabend und Frohnleichnamsabend, den letzteren wohl um des früher an diesem rein katholischen Feste geschehenen Uebertrittes willen, darthut. In der Hauptsache dagegen wollen die Stifter dieser Armenspenden in echt apostolischem und darum echt reformatorischen Geist auf nichts, denn auf die Barmherzigkeit Gottes, bauen und betrachten ihr gutes Werk lediglich als einen Ausfluß und als einen Beweis ihres Glaubens an die Gnade ihres Gottes.

Ich kann es mir nicht versagen, hier wenigstens die Eingangsworte zu den Stiftungen der Armenspenden mitzutheilen, weil sie geeignet sind, uns einen Einblick in den frommen Sinn derer thun zu lassen, die wir als Glaubensväter der Gemeinde ehren und lieben. Die Worte lauten:

Empfohlene Zitierweise:
Josua Julius Garschagen: Die evangelische Gemeinde Rosbach a. d. Sieg. Albert Pfeiffer, Solingen 1884, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:GarschagenRosbach1884.pdf/7&oldid=- (Version vom 6.4.2021)