und die aus denselben hervorgehenden körperlichen Schwächen der Menschen die nächsten Quellen des menschlichen Elends seien.
Wenig sind der unentbehrlichen äußeren Bedürfnisse der Menschen, und reich ist die Natur an den mannichfaltigsten Gütern, reich der menschliche Geist an Kraft sich anzueignen und zu gebrauchen diese Güter. Wüßte jeder nur sich zu begnügen, die Gewalt der Begierden zu beherrschen, verstände er die Kunst zu leben und leben zu lassen, in dem Aeußeren zu vernehmen den verborgenen Geist und das Sichtbare anzuwenden zum Dienste des Unsichtbaren – Mensch zu sein unter Menschen: wie würde dann verschwinden jegliche Spur des Elends, wie würde Freude unter uns wohnen und Friede den Erdkreis schmücken, wie würde die sichtbare Welt das Gepräge tragen des geistigen Lebens, gleichsam nur sein eine verkörperte höhere Welt! Aber da stürmen wild die Begierden dahin, nach dem Rechte nicht fragend und nach den Wünschen des Andern, fallen her über den Gegenstand, der ihnen Nahrung verheißt, und im Ergreifen
Johannes Geibel: Ermunterung zur Verläugnung des ungöttlichen Wesens. Lübeck 1807, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geibel_Ermunterung17.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)