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     Um tugendhaft zu seyn, dazu sind wir auf Erden.

Thu, was die Schrift gebeut; dann wirst du inne werden,
Die Lehre sey von Gott, die dir verkündigt ist,
Und dann das Wort verstehn, dem du gehorsam bist.

     Spricht sie geheimnißvoll: so laß dich dieß nicht schrecken.

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Ein endlicher Verstand kann Gott nie ganz entdecken;

Gott bleibt unendlich hoch. Wenn er sich dir erklärt:
So glaube, was er spricht, nicht was dein Witz begehrt.

     Sich seines schwachen Lichts bey Gottes Licht nicht schämen,
Ist Ruhm; und die Vernunft alsdenn gefangen nehmen,

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Wenn Gott sich offenbart, ist der Geschöpfe Pflicht;

Und weise Demuth ists, das glauben, was Gott spricht.

Empfohlene Zitierweise:
Christian Fürchtegott Gellert: Geistliche Oden und Lieder. Weidmannische Handlung, Leipzig 1757, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geistliche_Oden_und_Lieder-Gellert.djvu/143&oldid=- (Version vom 1.8.2018)