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Betrachtung des Todes.

Wie sicher lebt der Mensch, der Staub!
Sein Leben ist ein fallend Laub;
Und dennoch schmeichelt er sich gern,
Der Tag des Todes sey noch fern.

5
     Der Jüngling hofft des Greises Ziel,

Der Mann noch seiner Jahre viel,
Der Greis zu vielen noch ein Jahr,
Und keiner nimmt den Irrthum wahr.

     Sprich nicht: Ich denk in Glück und Noth

10
Im Herzen oft an meinen Tod.

Der, den der Tod nicht weiser macht,
Hat nie mit Ernst an ihn gedacht.

     Wir leben hier zur Ewigkeit,
Zu thun, was uns der Herr gebeut,

15
Und unsers Lebens kleinster Theil

Ist eine Frist zu unserm Heil.

Empfohlene Zitierweise:
Christian Fürchtegott Gellert: Geistliche Oden und Lieder. Weidmannische Handlung, Leipzig 1757, Seite 149. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geistliche_Oden_und_Lieder-Gellert.djvu/173&oldid=- (Version vom 31.7.2018)