Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Der Kampf der Tugend.
Oft klagt dein Herz, wie schwer es sey,
Den Weg des Herrn zu wandeln,
Und täglich, seinem Worte treu,
Zu denken und zu handeln.
5
Wahr ists, die Tugend kostet Müh,Sie ist der Sieg der Lüste;
Doch richte selbst, was wäre sie,
Wenn sie nicht kämpfen müßte?
Die, die sich ihrer Laster freun,
10
Trifft die kein Schmerz hienieden?Sie sind die Sklaven eigner Pein,
Und haben keinen Frieden.
Der Fromme, der die Lüste dämpft,
Hat oft auch seine Leiden;
15
Allein der Schmerz, mit dem er kämpft,Verwandelt sich in Freuden.
Des Lasters Bahn ist Anfangs zwar
Ein breiter Weg durch Auen;
Allein sein Fortgang wird Gefahr,
20
Sein Ende Nacht und Grauen.Der Tugend Pfad ist Anfangs steil,
Läßt nichts als Mühe blicken;
Doch weiter fort führt er zum Heil,
Und endlich zum Entzücken.
Empfohlene Zitierweise:
Christian Fürchtegott Gellert: Geistliche Oden und Lieder. in der Weidmannischen Handlung, Leipzig 1757, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geistliche_Oden_und_Lieder-Gellert.djvu/54&oldid=- (Version vom 31.7.2018)
Christian Fürchtegott Gellert: Geistliche Oden und Lieder. in der Weidmannischen Handlung, Leipzig 1757, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geistliche_Oden_und_Lieder-Gellert.djvu/54&oldid=- (Version vom 31.7.2018)