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Gott ist der Herr der Welt; auf seine Hülfe bauen

     Ist meine Pflicht. Doch wenn gehorch ich ihr?
Bald bebt mein Herz vor Furcht, und bald ist das Vertrauen,
     Das mich beseelt, nur ein Vertraun zu mir.

Dieß ist des Menschen Herz. Wer hat dieß Herz verheeret?

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     So kam es nicht, o Gott, aus deiner Hand.

Der Mensch durch eigne Schuld hat seine Würd entehret;
     Und beides fiel, sein Herz und sein Verstand.

Doch so verderbt wir sind, so schwach, uns selbst zu heilen:
     So steuert Gott doch der Verdorbenheit,

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Läßt durch sein heilig Wort uns neue Kraft ertheilen,

     Licht der Vernunft, dem Herzen Reinigkeit.

Und du willst dieser Kraft, o Mensch, dich widersetzen?
     Sie beut sich an, du aber wehrest ihr?
Und willst des größten Glücks dich selber unwerth schätzen?

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     Erkenne Gott, noch steht dein Heil bey dir!
Empfohlene Zitierweise:
Christian Fürchtegott Gellert: Geistliche Oden und Lieder. in der Weidmannischen Handlung, Leipzig 1757, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geistliche_Oden_und_Lieder-Gellert.djvu/64&oldid=- (Version vom 1.8.2018)