Seite:Geschichte des Dresdner Christmarkts.pdf/2

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

der angeführten Urkunde, am heiligen Abend abgehalten; später scheint man ihn jedoch auf den dem Christfeste vorangehenden Montag verlegt zu haben, wofür auch sein ursprünglicher Name „Strietzelmontag“ spricht. Diese Bezeichnung läßt vermuten, daß jener Markt in der Hauptsache wohl zu dem Zwecke eingerichtet worden war, daß sich die Einwohner unserer Stadt die für das Weihnachtsfest nötigen Strietzel oder Stollen einkaufen konnten. Dieses länglich geformte, wulstartige Gebäck, das nach der Meinung einiger an das in Windeln gewickelte Christkind erinnern soll und das bereits im 12. Jahrhundert unter dem Namen strucel, später auch strutzel im Mittelhochdeutschen Erwähnung findet[1], war in Dresden jedenfalls schon frühzeitig bekannt und beliebt, weshalb man ihm hier wie auch in anderen Orten Sachsens den bezeichnenden Namen „Christbrot“ beilegte. Unter dieser Bezeichnung findet der Stollen wohl zum ersten Male in Dresden urkundliche Erwähnung im Jahre 1474, da es in einer Rechnung des Bartholomäihospitals aus dem erwähnten Jahre wörtlich heißt: „Item 7 gr. vor zcwey cristbrot den armen luten uff wynachten.“ In Rechnungen derselben Wohlthätigkeitsanstalt aus den Jahren 1486, 1494 etc. kommt folgender Posten vor: „Item 10 gr. vor 4 strotzel uff weynachten gekouft den armen lewten.“ Daß aber die Strietzel als beliebtes Weihnachtsgebäck auch bei der Bürgerschaft unserer Stadt in Ehren standen, scheint aus folgenden Mitteilungen hervorzugehen. In der Ratskämmereirechnung von 1496 heißt es: „6 gr. 6 pfg. von breten zu den christbroten uff weinachten,“ ebenso in der Kämmereirechnung von 1499: 6 gr. von strutzelbreten uff weihnachten ingenomen,“ während die Rechnung von 1507 folgenden Eintrag enthält: „6 gr. 6 pfg. von strutzelwahen (Wagen).“ Diese Angaben sind wichtig, weil sie nicht nur das Vorhandensein des Strietzelmarktes im 15. Jahrhundert beweisen, sondern auch einen gewissen Einblick in dessen Einrichtung gestatten.

Für den eintägen Markt hätte es sich nicht verlohnt, Buden oder geschützte Verkaufsstände zu errichten, und dies umsoweniger, als man damals bei uns zum Weihnachtsfeste außer dem ortsüblichen

Empfohlene Zitierweise:
Adolf Hantzsch: Geschichte des Dresdner Christmarkts. , Dresden 1888, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dresdner_Christmarkts.pdf/2&oldid=- (Version vom 13.9.2022)
  1. Weigand, Deutsches Wörterbuch; Band II. S. 836.