Seite:Geschichte des Marktfleckens Grönenbach S033.jpg

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Jedoch darf wohl angenommen werden, daß die einfachen Landleute hier und in der Umgegend bei ihrem zähen und konservativen Charakterzuge einer solchen plötzlichen, tiefeinschneidenden Änderung in der wichtigsten Angelegenheit des Menschen, in Sachen des Glaubens und der Religion, wohl anfangs auch hier, wie ja bereits an allen Orten, wo nicht durch Vernachlässigung der Seelsorge, mangelhaftes Predigen und Katechisieren und oft auch durch sittenlosen, anstößigen Lebenswandel der Geistlichen der Glaubensspaltung Vorschub geleistet und der Boden vorbereitet war, Widerstand entgegensetzten.

Vielleicht mögen auch einzelne Chorherren des hiesigen Stifts mit schuld daran sein, daß die Katholiken, soweit sie Untertanen Philipps von Pappenheim waren, als an sie das Ansinnen des Glaubenswechsels gestellt wurde, gerade an der Lebensführung einzelner Stiftsherren sich gestoßen und ihnen so der Schritt des Glaubenswechsels entschuldbarer erschien. Schon anno 1580 laut Kopie im Neuburger Archiv Bd. 387 wendet sich Alexander von Pappenheimb an den Stiftsdechant und seine Concapitulares und besagt, „daß er schon seit einigen Jahren zugesehen, daß in Verrichtung des kath. Gottesdienstes nit sogar in allemaß letzterem Willen unsrer lieben Altvordren, der Herrn Stiffter Selligen, durchaus gelebt ist worden, sovil das Singen und Lesen der Sieben Tag Zeiten, sonderlich die Matutin oder Mettin, Prim und Tertiam betreffend, wozu doch das gewenliche Geleuth zur Matutin nichts weniger vollbracht; so würde denn nun vom Gegenthail (von den Reformierten) fürgeben, es seye woll vil Läuthens aber wenig bettens und wann die Katholischen Gottesdienst sollen verrichten, so müessens nur die gloggen entgelten, sintemalen es seye den Pfaffen nit soviel umb die Kirchen als umb andres Ires Genueß zu thun.“ Demgemäß fordert er Dechant und Capitularen des Stifts auf, „sie sollen sich darob verantworten und in Zukunft ire gebürende Sieben Tagzeiten wie Gottliebende Priester in der Kirchen mit Singen oder Lesen anstellen und Alexander erwartet dies umso ehender, als die Chorherrn dasselbige leichtlich unter druckenem Dach und sicco pede thun kinnen.“

Eine andre nicht ganz unparteiische Quelle, „Pappenheimischer Bericht und Information über ein fürstlich Kemptisches Schreiben an S. Kayserl. Majestät d. d. 6. März 1646,“ führt gegen den damaligen Stiftsdechant Sebastian Brunner klagend aus: „Obgemelter Dechant will die christliche Kirchengesäng nit leiden, dagegen aber helt er im Stüfft den ledigen Töchtern und Mägden bey Tag und Nacht öffentliche Gunggelhäuser oder Hoffstuben, laßt denselben Baches (Gebäck), Bier und Branntwein geben und sie allerhandt weltliche