Seite:Geschichte des Marktfleckens Grönenbach S147.jpg

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Hunden vor und drehten die Kruzifixe wie Bratspieße im Feuer herum; in einem Nonnenkloster zu Memmingen setzten sie sich entkleidet zur Tafel und zwangen die Klosterfrauen, sie zu bedienen. In Weingarten rissen sie die Figur eines Teufels von einer Gruppe herab und stellten sie in den Tabernakel; im Frankenlande war das Rauben, Sengen und wüste Schwelgen der Franzosen noch schlimmer als in Schwaben; Graf Soden, der die Greuel mit ansehen und erleben mußte, erzählt die größten Abscheulichkeiten in den Bistümern Bamberg und Würzburg. Zu Hunderten flohen die jungen Mädchen in die Gebirge des Spessart und der Röhn, um sich vor den Brutalitäten zu schützen.

Als Moreau 1796 über den Rhein gekommen, wurden die österreichischen und Reichstruppen und die Condéer – königstreue französische Emigranten, die sich den Kaiserlichen gegen ihre Landsleute anschlossen, im übrigen aber bereits ebenso liederlich sich benahmen wie die Sansculotten – immer weiter zurückgedrängt. Kaum waren die Franzosen in Süddeutschland eingedrungen, schlossen die schwäbischen Fürsten von Württemberg und Baden – die Sache des Reiches nach dem elenden Beispiele Preußens verlassend – Sonderfrieden von Basel am 25. April 1795 – mit den Franzosen einen Waffenstillstand. Am 20. Juli 1796 folgte diesem unrühmlichen Beispiele auch der schwäbische Kreis; er erkaufte von den Franzosen einen Waffenstillstand um Millionen und ungeheure Naturallieferungen. Trotzdem hatte dieser Waffenstillstand dem Schwabenland keine Ruhe gebracht, denn die Franzosen behandelten Schwaben wie ein erobertes Land; sie erpreßten allenthalben durch ihre Kriegskommissäre und Generale außer den vereinbarten Waffenstillstandsgeldern noch weitere Summen und peinigten Stadt und Land durch bereits unerschwingliche Requisitionen; dazu traten Plünderungen und Übeltaten der verwilderten Soldateska, die selbst vor den schlimmsten Angriffen auf Frauenehre und vor dem Morde wehrloser Landleute nicht zurückschreckte. Dieser abgeschlossene Waffenstillstand kostete überdies dem schwäbischen Kreise sein Heer, das der kaiserliche General Fröhlich auf Befehl des Erzherzogs Karl entwaffnen ließ und nach Hause schickte. Die Condéer wurden bei Kammlach in Schwaben geschlagen, und die Kaiserlichen mußten ganz Schwaben mit Ausnahme der Grenzstrecke von Nesselwang bis Füssen den Franzosen überlassen. Erst als Erzherzog Karl die französische Armee unter Jourdan am 24. August und 4. September 1796 bei Amberg und Würzburg schlug, mußte Moreau, der schon bis an die Isar vorgedrungen war, zurück an den Rhein; dadurch kamen die Flügeltruppen Moreaus im Allgäu unter dem