Seite:Geschichte des Marktfleckens Grönenbach S183.jpg

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das von einer provisorischen Regierung zu Kempten mitgegebene Patent und Eidesformular. Am anderen Tage nahm von Abele Kassasturz vor beim Grönenbacher Pflegeamt und Versiegelung der Barvorräte; darauf wurde alles im Schlosse peinlichst inventarisiert bis auf den Stiefelknecht und Nachthafen und wurde das ganze Inventar im hohen Schlosse abgeschätzt auf 789 fl. und 38 kr., lizitiert wurde am 16. und 17. August 1803 und wurde dabei erlöst bei der Versteigerung 1559 fl. und 8 kr. Das Steigerungspublikum war sehr gemischt, selbstverständlich fehlten auch die Juden nicht; so wird aufgeführt unter den Steigerern „Rapf“ ein Jud, des weiteren „Isaak Manuel“.

Dann schreibt von Abele, Kommissar, weiter: „Gern hätte ich das Schloß ganz versiegelt. Allein da teils H. Propst aus Abgang einer eigenen Speisekammer sich der Schloßküche hiezu bedienen muß, teils die im Schloß befindliche Feuerspritze und Feuerkübel nicht wohl anders aufbewahrt werden können, so mußte ich mich mit Versiegelung der Beschließerei und eines Porzellankastens begnügen.“

Auch im Kollegiatstift fand sich Herr Kommissar ein und bemerkt: „Die im Stifft Grönenbach vorhandenen Mobilien sind den Chorherrn zuständig. Die daselbst befindliche Bibliothek ist in dem Zimmer des H. Dechant aufgestellt und konnte also nicht versiegelt werden; doch ist ein sehr sauber geschriebener Katalog darüber vorhanden, in welchem ich einige seltene Werke fand.“

Ebenso wurde im fürstlichen Bräuhause alles genauest inventarisiert, ebenso im Werkhaus und auch im Garten; desgleichen wurde im Spital alles genauest inventarisiert und Kassasturz gehalten und versiegelt; darnach bereiste der Aufhebungskommissar die unter Aufsicht des Stiftsschaffners Kolb stehenden nachfolgende Zehentstädel zu Grönenbach, Zell, Woringen, Herbishofen, im Thal, Herbisried und Ziegelberg, nahm die Drescher in Handgelübd und darauf sowohl das ungetroschene wie das getroschene Getreid und Stroh aller Art auf den Speichern und Städeln in Beschrieb; desgleichen musterte er auch die in der Herrschaft Grönenbach gelegenen 7 herrschaftlichen Bau- und Maierhöfe, nämlich 1. das Spitalgut zu Grönenbach; dieses ist auf 6 Jahre gegen jährl. Pachtschilling von 160 fl. verliehen; 2. den Hof zu Kaltenstein, der auf lebenslänglich verehrschatzt ist; 3. Tiefenau wird ebenfalls nicht auf herrschaftl. Rechnung gebaut, ebenso nicht 4. Kalden in der Pfarrei Altusried; 5. Schwinden bei Ittelsburg ist im Bestand verliehen und zugleich zur Reichsritterschaft mit cirka 48 kr. auf jede Anlag steuerbar;