Seite:Geschichte des Marktfleckens Grönenbach S187.jpg

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ja nur eine Reparatur vorgenommen habe, und seit 10 Jahren weiß man, daß nichts Erhebliches für Ausbesserung im Innern geschah; ja man darf ganz sicher annehmen, daß man die Bedachung des Gebäudes gewiß ganz hätte vergehen lassen, wenn nicht, was auch widerrechtlich ist, unter demselben Dach der königliche Getreidekasten läge; denn am Ende des Daches fängt schon die Vernachlässigung an, da die Traufrinnen ganz verfault sind und in Strömen beim Regen das Wasser gerade zum Portale des Hauses herabsenden, so daß oft der Hausgang voller Wasser ist und die Thürschwellen ganz verfault sind. Kurz mit wenigen Worten gesagt, das Gebäude von innen und außen besichtigt gewährt den Anblick eines Hauswirtes, der vielleicht nächster Tage auf die Gant kommen soll, und zu allem Unstern steht diese Wohnung noch auf einer schönen Anhöhe, um dem sonst nicht zu verachtenden Marktflecken zur Unzierde zu sein und allen, die heraufblicken, zu sagen: Seht, so erklecklich sorgt die kgl. bayr. Regierung für jenen Seelsorger, der eine der schwierigsten Stellungen in diesem paritätischen Orte einnimmt; so sorgt sie für einen kath. Seelsorger erklecklich, damit seine Achtung schon durch den Anblick der schönen Wohnung, die man ihm gegeben, auch bei denen der reform. Partei gehoben und angezeigt werde, wie die k. Regierung die Diener des kath. Cultus zu ehren wisse.

„Erklecklich“ sorgt die k. Regierung für den Seelsorger, daß sie ihm, der einer Gemeinde von mehr als 1300 Seelen in 23 Ortschaften vorsteht, Zimmer zum Bewohnen anweist, die übermäßig hoch und groß sind und wegen der freien Lage vom Wind von allen Seiten bestürmt werden und die mit nicht zu verheizenden Backöfen besetzt sind; dazu gibt sie dem Bewohner natürlich aus erklecklicher Vorsorge keinen Splitter Holz, ihm, dessen Vorfahren, um das riesige Gebäude ordentlich heizen zu können, 50 Klafter Holz und 20 Fuhren Torf besessen und zwar stiftungsgemäß besessen; dagegen hat die k. Regierung, wie wenn sie den kath. Seelsorger mit seiner ganz ansehnlichen Gemeinde absichtlich dem Spotte und dem Gelächter der reformierten Parthey Preis geben wollte, dem lutherischen Pfarrer der reformirten kaum 500 Seelen zählenden Gemeinde (der noch dazu eine kleine, leicht zu heizende, einst den Katholiken Grönenbachs gehörende Wohnung besitzt) aus nicht erklecklicher Vorsorge 24 Klafter Holz gegeben, damit er die Hälfte dieses Quantums, das er bezieht, doch noch verkaufen kann, weil es ihm unmöglich wird, auch bey der stärksten Beheizung alles zu verbrauchen: man macht diese letztere Bemerkung nicht aus Mißgunst über die vortheilhafte Bedachtnahme, womit die k. Regierung den Geistlichen der anderen Konfession beehrt,