Seite:Geschichte des Marktfleckens Grönenbach S200.jpg

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vollendet hatte, ein Stipendium, das heute noch besteht zum Segen der Studierenden unserer kath. Pfarrgemeinde. Dieses Salesianum war also eine Pflanzschule, ein Seminar zur Heranbildung tüchtiger Weltgeistlichen und zugleich ein Austragshaus für Emeriten, alles aber in den Händen der Mitglieder des Instituts Holzhauser und geleitet von ihnen. Diese Säkularpriester, die sich in Barth. Holzhausers Instituten zusammenfanden, führten ein sehr geregeltes, sittenstrenges, dem Studium, der Betrachtung und dem Gebete und der Seelsorge gewidmetes Leben.

Laut Urkunde im bischöfl. Archive Augsburg vom 31. Mai 1700 wird von Pfarrer Johann Jakob Ensle in Nesselwang gegenüber Sebastian Lutzenberger, geistl. Rat und Advokat beim bischöfl. Konsistorium Klage geführt über den Grönenbacher Dechant und seine Kanoniker, quod contra substantiale punctum nostri Instituti (Bartholomäer Institut) peccaverint: „Sunt nempe in mensa divisi“; timendum esse, ne in disgratiam cadant maxime ob lites Campidoni excitatas.[1]

Wenn nun auch in der langen Zeit, in welcher das Kollegiatstift Grönenbach bestanden, d. i. von 1479 bis 1803 manches vorgekommen, was zu beklagen und nicht gutzuheißen, so muß doch, wenn man gerecht sein will, auch anerkannt werden, daß die Herren Dekane sowie die Kapitularkanoniker zum größten Teil ihrer Stellung würdig sich betragen, einen geziemenden Wandel geführt und die Seelsorge zum Segen der ihnen anvertrauten Gemeinde geleitet haben. – Ihr Andenken wird in Grönenbach unvergessen bleiben, und die Namen eines Andreas Weiß, von dem der Großteil der heute noch vorhandenen Pfarrbibliothek stammt, eines Georgius Megglin, der 1663 die Stiftskirche restaurierte und dessen Grabstein in der Krypta noch vorhanden, eines Georg Huber, der das Grönenbacher Ortsstipendium zum Salesianum stiftete, „subitanea morte defunctus 27. Septembris 1719 prope pedem Altaris Smi Cordis Jesu a se erecti sepultus est“, eines Johann Nepom. Christoph Frey, des letzten Dekanes, dessen Grabstein, ein schlichter Monolith, auf unserem Friedhofe steht, der die Säkularisation erlebte, zugleich erster Säkularpfarrer wurde, und von dem der Eintrag im Sterbebuch lautet: „Er hat die pfarrlichen Rechte und die pfarrlichen Einkünfte durch Rekurs an das Ministerium des Innern


  1. Sie hätten gegen den Hauptpunkt unseres Institutes gefehlt: „Sie hätten keinen gemeinschaftlichen Tisch, es sei zu fürchten, daß sie besonders wegen des mit Kempten ausgebrochenen Streites in Ungnade fallen.“