Seite:Geschichte des Marktfleckens Grönenbach S235.jpg

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angefochten meine Zuflucht und meinen höchsten Trost bey Ihro hochgräfl. Gnaden zu suechen, derenthalben denn ist mein demietig flehentliches Anfragen an beede hochgräfl. gnäd. Herrschaften mir so hoch netigen in solcher Beschaffenheit wenigen Addition der Besoldung in gelt oder Frucht gnädig zu beginnen und das Kosten, so ich auf Holtz wenden muß, mich zu enthöben: welche hochgräfl. Gnaden ich durch mein ernstlich embsigen Fleiß und meinen alltäglichen Gebett gegen Gott sambt den Meinigen umb langwierig bestendig Gesundheit, glückliche Regierung die Zeit meines lebens niemalen unterlassen werde.“ Am 31. Oktober 1675 wurde diese Bittschrift durch Graf Bonaventura Fugger vorbeschieden: „Dem Supplicanten wirdt die gebetene Addition[1] dermalen abgeschlagen. Herentgegen in dem übrigen petito wiewohlen nur aus Gnaden und auf künfftig besseres Verhalten soweit gnedig deferirt, daß hinfüro demselben die Nottdurft an Brennholz ohne sein Entgelt gemacht und zugefirt wird werden.“ (Neub. Kreisarchiv.)

Schon sehr frühe machten sich Absplitterungen von der Hauptschule in Grönenbach bemerklich durch Gründung von sog. Winkelschulen und Nebenschulen oder Surrogatschulen, was leicht erklärlich bei der gewaltigen Ausdehnung der Pfarrei, bei der Durchführung der Vereinödung, bei den langen und beschwerlichen Wintern und oft schlecht gebahnten Wegen.

In der Hub, Weiler von Grönenbach, lebten in der Zeit von 1700 die edlen Geschwister Cronherz, 4 Brüder und 2 Schwestern, welche das von den Eltern ererbte stattliche Bauerngut gemeinschaftlich bewirtschafteten und sich durch ein edles und tugendhaftes Leben und großen Wohltätigkeitssinn auszeichneten; die beiden Brüder Georg und Martin Cronherz überlebten ihre übrigen 4 Geschwisterte Johannes, Elisabetha, Maria und Balthasar Cronherz und blieben, wie diese letztgenannten ledig gestorben waren, selbst auch ledig und vermachten testamentarisch totam illorum substantiam (Hof und Gut), zirka 4000 fl. damals geschätzt, in honorem beatissimae Virginis Mariae et SS. Apostolorum Philippi et Jacobi Ecclesiae Collegiatae, und so erscheinen diese Geschwister als die größten und einzigartigen Wohltäter der hiesigen Pfarrkirche und der kath. Pfarrkirchenstiftung. Balthasar Cronherz, nun genannt Balthus, wie er genannt wird im Totenbuch, „speculum juventutis et pietatis“, war sehr gut unterrichtet in den Trivialien und selbst in der Religion ganz hervorragend


  1. Addition d. i. Gehaltsmehrung.