Seite:Geschichte des Marktfleckens Grönenbach S266.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
– 266 –

fremden Familien und Geschlechtern aus Tirol, Schweiz und Elsaß. Bei den Reformierten sind besonders häufig und uralt die Geschlechter Weiß, von denen ein katholischer Zweig noch lange fortblühte, von denen auch einige 1697 nach Burg b. Magdeburg auswanderten, wie Jakob Weiß, Schlauder, Manz, Wegmann, Karrer, Einsiedler, Wekerle, Hankel, Koch und Weidle, die größtenteils noch in Grönenbach und Filialen fortleben in direkten Nachkommen.


11. Vereinödung.

Schon im Jahre 1550, da die Allgäuer Bevölkerung stark angewachsen war und trotz Auswanderung in die Schweiz, ins Elsaß, nach Österreich und Ungarn die „geschlossenen Ortschaften“ sich nicht mehr halten konnten, begann das System der Vereinödung, besonders begünstigt durch den Kemptner Landammann Vorner; jedoch infolge der kolossalen Entvölkerung im 30jährigen Kriege trat wiederum in diesem System eine Stockung ein. Erst seit Ende des 17. Jahrhunderts begann auch wieder die Vereinödung im Kemptischen Gebiete, von einigen Feldmessern ausgeführt. Der Legauer Feldmesser Bergmann hat allein von 1686 bis 1702 zweiunddreißig allerdings nur kleinere Ortschaften vereinödet; größere Ortschaften kamen im Kemptischen Gebiete erst im 18. und 19. Jahrhundert daran, z. B. Grönenbach wurde vereinödet 1796 und wohl am Anfang des 19. Jahrhunderts zum zweiten Male. Diese Vereinödung hat unter das Allgäuer Landvolk Wohlstand gebracht und auch sittlich bessernd gewirkt. Dadurch ging aber das Dreifeldersystem unter und kam das für das Allgäuer Klima entsprechende Egartensystem und Graswirtschaft wesentlich auf. Im Jahre 1772 war Hungerjahr und wurde nach demselben die „Kartoffel“ im Allgäu allgemein eingeführt. Seit diesem Jahre hat Grönenbach auch seinen „Hungerbrunnen“, eine Quelle, westlich vom Bräuhausberge in der Wiese an der Straße nach Rotenstein. Durch die seit 1616 gemachten Beobachtungen hat sich nämlich erwiesen, daß diese sog. Hungerbrunnen in den fruchtbaren Jahren beinahe regelmäßig austrockneten, daß dagegen in den Jahren des Mißwachses dieselben stets geflossen und um so reichlicher geflossen, je größer Armut und Hunger geworden, was anzeigt, daß die trockenen Sommer Fruchtbarkeit erzeugen.