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Schon am 13. September 1756 kamen dreißig Husaren vom Puttkammerschen Regimente und verlangten hundert Schafe und viel Getraide. Da sie aber hörten, daß Berthelsdorf dem Grafen v. Zinzendorf gehöre, bestanden sie nur zum Theil auf ihren Forderungen, indem sie meinten, daß sie ausdrücklich Befehl hätten, die Güter des Grafen zu schonen.

Die preußischen Einquartierungen begannen, nachdem vom 1. September an nur Durchmärsche der Preußen vorgekommen waren, den 3. November, und dauerten zunächst, mit einigen Unterbrechungen, bis Mitte Mai 1757. Am erstgenannten Tage rückte nämlich ein Bataillon vom Jung-Kleist’schen Infanterieregimente, auf dem Marsche nach Zittau, zum Nachtquartier ein. Der Oberst von Maltitz wurde im Schlosse einquartiert; zwölf Kanonen standen im Schloßgarten.

Durch die Bemühungen des Syndicus Köber in Herrnhut, der sich persönlich zu dem Prinzen Heinrich von Preußen und dem Herzog von Bevern, die sich beide damals in Dresden befanden, begab, erhielten Berthelsdorf und Herrnhut einen Salvegardenbrief[1], der sich später, vorzüglich für Herrnhut, von großem Nutzen erwies.


  1. Er lautete wörtlich folgendermaßen: „Sr. Königl. Majestät in Preußen, unser allergnädigster Herr, lassen hiermit Jedermänniglich von Dero Armee, auch allen Personen, welche nur auf einige Weise dazu gehören, anbefehlen: Auf denen Freyherrlichen von Wattewillischen Gütern Berthelsdorf und Herrnhut sammt allen deren Pertinentien, nicht das allergeringste von Meubles, Geräthschaften und Inventarienstücken, auch allen anderen Effecten, wie sie Namen haben, wegzunehmen, noch an denen daselbst wohnenden Evangelischen Brüdergemeinden und Unterthanen, oder an deren Anstalten einige Excesse oder Gewaltthätigkeit auszuüben; Wie denn auch keine von der Königl. Armee marschirende Detachements oder Commandos an gedachten beiden Orten Quartier nehmen sollen, in Betracht solches aus Mangel des Platzes, und ohne denen daselbst der Kinder Erziehung und anderer Personen wegen angelegten Anstalten zu nahe zu treten, nicht geschehen kann. Ferner wollen Allerhöchstgedachte Seine Königl. Majestät, daß Niemand von denen zu Berthelsdorf und Herrnhut wohnenden Evangelischen Brüdergemeinden, unter was für Vorwand es immer sey, mit Gewalt weder von Dero Armee, noch von denen Landständen zu Kriegsdiensten weggenommen, oder zur Recrutirung gezogen werden soll. Allerhöchst gedachte Seine Königl. Majestät, haben gegen diejenigen, welche diese Dero Intention übertreten, eine scharfe Ahndung zu thun sich vorbehalten. – Gegeben zu Dresden, den 5. Februarii 1757.
    Sr. Königl. Majestät in Preußen bestallter Generalmajor bei der Infanterie, Commandeur des Bataillons Grenadier-Garde, und Intendant der Armee
    von Retzow.“
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Gottlieb Korschelt: Geschichte von Berthelsdorf. Selbstverlag des Verfassers, Berthelsdorf bei Herrnhut 1852, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_von_Berthelsdorf.pdf/106&oldid=- (Version vom 1.8.2018)