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der Kirche das sogenannte Neitsche wüste Gut, zu 400 Mark gerechnet, überließen.

Eine fernere Einnahme wurde der Kirche auch 1758 den 12. Mai. Bis dahin war nämlich Herrnhut nach Berthelsdorf eingepfarrt und wenn auch die Kinder dort getauft, die Leichen dort begraben[1] und die Paare daselbst copulirt wurden, so trug man doch diese vorkommenden Geburts-, Sterbe- und Copulationsfälle in’s hiesige Kirchenbuch ein. Im genannten Jahre hörte diese Einpfarrung auf und Herrnhut wurde eine eigne Parochie. Zwischen Henriette Benigna Justine Freifrau von Wattewille geb. Gräfin von Zinzendorf, dem hiesigen Pfarramte und der Brüdergemeinde zu Herrnhut wurde ein Receß abgeschlossen, nach welchem seitdem von einem Abstandsquantum von 1400 Thalern Conventionsmünze die Zinsen jährlich an Kirche, 10 Thlr. 8 Ngr. 3 Pf., Pfarre, 46 Thlr. 7 Ngr. 5 Pf., und Schule, 15 Thlr. 12 Ngr. 5 Pf., entrichtet werden. – Bei Errichtung einer neuen Kirchen- und Pfarrmatrikel wurde auch festgesetzt, daß die in Herrnhut dienenden oder sich aufhaltenden Personen hierher zur Beichte und Communion kommen müssen und in vorkommenden Fällen Begräbniß und Taufe in Berthelsdorf stattfindet.

Aus den Kirchenbüchern, die 1678 beginnen, ist, wie schon früher angeführt, zu ersehen, wie gering die Bevölkerung Berthelsdorfs noch im vorigen Jahrhunderte war; erwähnt sei nur noch, daß z. B. in den vierundzwanzig Jahren, wo Sigismund Salomon hier Pastor war, von 1687 bis 1711, nur vierhundertvierunddreißig Taufhandlungen vorkamen, während jetzt durchschnittlich jährlich siebzig bis achtzig Taufen, fünfundfünfzig bis sechzig Sterbefälle, fünfundzwanzig bis dreißig Copulationen und dreitausend Communicanten sind.

Das jetzt in Berthelsdorf und Großhennersdorf benutzte Gesangbuch wurde 1766 eingeführt; jede Familie bekam bei der Einführung ein Exemplar geschenkt. Es ist leider in mancher Beziehung mangelhaft. Das frühere hatte 1725 Zinzendorf verfaßt


  1. Vor der Anlegung des Herrnhuter Gottesackers, 1730, wurden die in Herrnhut Verstorbenen, im Ganzen 63 Personen, auf den Berthelsdorfer Kirchhof begraben. Der Berthelsdorfer Pfarrer ging dem Leichenzuge mit der Schule bis zum alten Brauhause entgegen, während derselbe von den Herrnhuter Kindern, jedoch „ohne Kreuz und dergleichen Ceremonien“ bis dahin begleitet wurde.
Empfohlene Zitierweise:
Gottlieb Korschelt: Geschichte von Berthelsdorf. Selbstverlag des Verfassers, Berthelsdorf bei Herrnhut 1852, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_von_Berthelsdorf.pdf/67&oldid=- (Version vom 1.8.2018)