Johann Philipp Glökler: Land und Leute Württembergs, Band 3 | |
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Waldungen! Es gleicht einem fruchtbringenden Garten, wo der städtische Markt Altdorf neben den herrlichen Gebäuden der vormaligen Benediktiner-Abtei Weingarten prangt; wo Ravensburg, das unverfälschte Bild des mittelalterlichen Bürgerthums, mit seinen vielen hohen Thürmen hinter starken Mauern neben den neuerbauten Gebäuden der ehemaligen Prämonstratenser-Abtei Weissenau und dem Schlößchen Rählen das Thal zieren, und wo von Nordost die Cisterzienser-Nonnen-Abtei Baind das Thal in anmuthiger Stille schließt. Nicht umsonst führt es in der Urkundensprache noch aus der Zeit der Welfen den wohlklingenden Namen „hortus floridus“ (blühender Garten)! In seiner südlichen Breite wird unser Thal aber geschmückt durch das Schloß Montfort zu Tettnang und durch die jugendfrische Stadt Friedrichshafen. Lieblichkeit und Anmuth lagern sich über die Landschaft. Fülle des Wachsthums kündet die dem Süden sich nähernde Natur. Die wein- und obstreichen Gestade des Bodensees breiten sich aus, und der Anblick derselben erfüllt den Beobachter mit Bewunderung. Aber nicht die Gestade des Sees allein, der See selber zeigt sich uns theilweise. Wir sehen einen langen Silberstreifen des schönen Gewässers. Will es uns mit seine Glanze verlocken, Alles eiligst zu verlassen und ihm zuzuwandern, um uns einzig an seinem Anblick zu weiden? Wie geruhig können wir von dieser Höhe aus seinen seltsamen Wunderschein betrachten! Auch das schmucke Konstanz hebt im Hintergrunde die Thurmspitzen hoch hinauf. Und in blauer Ferne verbreitet sich längshin das prangende Schweizerufer! Die himmelansteigenden Schneegebirge starren herüber zu uns und glitzern mit ihren Krystallen. Riesen an Riesen
Johann Philipp Glökler: Land und Leute Württembergs, Band 3. Stuttgart: C. Cammerer, 1863, Seite 384. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gloekler_Land_und_Leute_Bd3.djvu/392&oldid=- (Version vom 1.8.2018)