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Johann Philipp Glökler: Land und Leute Württembergs, Band 3

zieht froherregt die Schülerschaar zurück in die Heimath. Noch eine kurze Andacht – und beendigt ist die Feier des ersten Festtages.

Und damit wär’s genug? – O nein! Ein zweiter Festtag folgt. Der Dienstag hat sein ganz besonderes Vergnügen. Schon um halb acht Uhr Morgens eilt Klein und Groß ins Schauspielhaus. Da spielen Lyceal-, Real- und Elementarschüler für Kinder berechnete Stücke. Es ist oft zum Verwundern, wie gut sie ihre Rollen geben. Die Pausen zwischen dem ersten und zweiten Schauspiel werden ausgefüllt durch Deklamationen theils ernsthafter, theils komischer Gedichte. Und Zuschauer und Zuhörer – das ziemlich geräumige Theater ist jedesmal schier zum Erdrücken voll – sind Aug und Ohr. Mag auch das Spiel so lange dauern, als es will, kein Mensch klagt über Zeitverlust. Zudem ist’s heut ja gerade so gut noch Festtag, wie am jüngstverfloßnen Tage. Auch heute ruht die Arbeit.

Der Nachmittag lockt wieder den größten Theil der Schülerschaft und Alle, die sich gestern eingefunden, hinaus auf den bekannten Festplatz. Das „Adlerschießen“ der Schüler der höheren Lehranstalten wird jetzt vorgenommen. Es herrscht abermals das bunteste Gewimmel auf der Kuppelnau. Die Knaben aber mühen sich mit größtem Eifer, den Adler seiner Federn und Kleinodien zu berauben mittelst ihrer Armbrust. Wer den Reichsapfel trifft, der ist „Schützenkönig“, der wird im Triumph von sämmtlichen Schützen und sehr vielem Volke nach Hause begleitet.

So vergeht auch der zweite Festtag unter Scherz und Lust. Die Abende aber werden von den Erwachsenen bei Bällen zugebracht, zum klaren Beweise dafür, daß nicht blos

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Johann Philipp Glökler: Land und Leute Württembergs, Band 3. Stuttgart: C. Cammerer, 1863, Seite 403. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gloekler_Land_und_Leute_Bd3.djvu/411&oldid=- (Version vom 1.8.2018)