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verheiraten, und dafür mehr als nach seinem Vermögen getan. Er hat auch zur damaligen Zeit die vornehmsten Heiraten getan, wie teilweise schon in meinem ersten Buche kurz erwähnt ist. Er ist lange Zeit Vorsteher in der Gemeinde gewesen und es ist unter seiner Vorsteherschaft gar glücklich zugegangen. Die Gemeinde ist in jeder Hinsicht in gutem Zustande gewesen, so daß sie fast »jeder unter seinem Weinstock und jeder unter seinem Feigenbaum« gesessen sind. Die Gemeinde ist keinen Groschen schuldig gewesen.

Dennoch gedenkt mich aus meiner Jugend, daß sie große Anstöße gehabt haben, wie es leider Gottes gemeiniglich in Gemeinden ist, daß es boshafte Leute gibt. Also war es auch zur Zeit, da mein Vater – sein Andenken sei gesegnet – Vorsteher ist gewesen. Neben Gleichgesinnten waren auch viel Boshafte gegen ihn, die viel Böses über die Gemeinde bringen. Ihrer zwei haben es sogar durch Schriften von Seiner Majestät dem König erwirkt, daß sie Vorsteher sein sollten, und zwar des Königs Vorsteher. Weil sie alle tot sind und von dem Höchsten ihr Urteil ausstehen müssen, so will ich sie nicht nennen. Es ist in unserer Gemeinde genugsam bekannt, wer sie gewesen sind. »Aber Gott zerstörte die Pläne der Bösen und der Höchste steht in Gottes Gemeinde.« Also haben die Herren Vorsteher und Führer alles mit Gottes Hilfe gedämpft und sind zu dem König – Gott erhöhe seine Herrlichkeit – nach Kopenhagen gezogen und haben ihm alles berichtet. Der König – Gott erhöhe seine Herrlichkeit – ist ein sehr frommer Mann gewesen, ein Freund der Rechtschaffenen, so daß Gott sei Dank alles gut gerichtet worden ist. Gott – er sei gepriesen – hat die Bösen erniedrigt, und es hat sogar nicht viel Geld gekostet, denn sie haben die Gemeinde und auch die Einzelnen geschont wie ihren Augapfel, damit sie nicht in Schulden gekommen sind. Haben sie einige hundert Reichstaler nötig gehabt, hat sie der Vorsteher ausgelegt und hat sie nach und nach wieder bekommen, damit es der Gemeinde nicht beschwerlich gefallen ist.

Empfohlene Zitierweise:
Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_051.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)