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Jahre her, so daß er unmöglich zweitausend Reichstaler hat aufbringen können. Laßt euch dünken, er hätte gar nichts und man schickt ihn wie früher weg und vertraut ihm etliche tausend Reichstaler an, wie wir früher getan haben. Er hat ja alles in seiner Hand. Wem Gott – sein Name sei gepriesen – Glück geben will, kann er es sowohl mit wenig als mit viel geben. Nun, was hat er tun sollen? Es mag ihm ja oder nicht geschmeckt haben, wir sind nun einmal drin gewesen. Man hat das Bad ausbaden müssen. Also ist einige Zeit hingegangen. Reb Juda hat einigermaßen verdient, wie er uns allemal geschrieben hat. Aber eine Handvoll macht den Löwen nicht satt. Kurz, was soll ich mich da aufhalten? Das Jahr ist bald um gewesen und hat uns beiden nicht geschmeckt, denn wir haben gesehen, daß nicht so viel verdient worden ist, als daß eine Haushaltung davon erhalten werden kann, geschweige denn zwei Haushaltungen. Endlich nach einem Jahre Gemeinschaft ist mein Mann – das Andenken des Gerechten zum Segen – nach Hildesheim gezogen, hat mit Reb Juda abgerechnet und sie haben gefunden, daß sie bejde nicht bestehen können. Also hat mein Mann – das Andenken des Gerechten zum Segen – mit Reb Juda geredet wie ein Mann mit seinem Bruder: »Du siehst, daß wir beide in solcher Gemeinschaft nicht bestehen können. Laut Vertrag soll in der Gemeinschaft jedes Jahr mindestens zweitausend Reichstaler verdient werden. Du siehst wohl, daß keine tausend Reichstaler verdient worden sind.«

Also hat Reb Juda auch befunden, daß sie beide nicht bestehen können. Also hat einer wie der andere von dem Vertrag abgelassen in Wohlwollen und in ganz guter Freundschaft. Mein Mann – das Andenken des Gerechten zum Segen – hat eine Auflösung geschrieben, für sich eine und für Reb Juda eine, die sie beide wie herkömmlich untersiegelt haben.

Nun sind noch etliche Tausende an Ringen und anderen Juwelen dagewesen, welche mein Mann – das Andenken des Gerechten zum Segen – Reb Juda alle zusammen gelassen

Empfohlene Zitierweise:
Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_104.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)