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Und mein Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – ist noch ein junger Mann gewesen, und wir sind erst aufgekommen und haben ein Häuschen mit Kinderchen – Gott behüte sie – gehabt. Aber was der Höchste beschließt, das muß sein und muß doch geschehen, ob es Menschen auch nicht gern sehen. Vierzig Tage, bevor das Kind geboren wird, wird im Himmel ausgerufen: »Derjenige soll die Tochter von demjenigen nehmen.«

Also hat mein Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – sich verschwägert mit dem reichen Reb Elia Cleve. Mein Mann hat meiner Tochter zweiundzwanzighundert Reichstaler holländisches Geld nachgegeben und sie haben die Hochzeit nach einundeinhalb Jahr festgestellt, und die Hochzeit sollte in Cleve sein. Und mein Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – sollte zur Hochzeit einen Beitrag von hundert Reichstalern geben.

Wie nun die Zeit der Hochzeit gewesen ist, sind wir zusammen nach Cleve gezogen: ich, mein Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – und ein säugendes Kind hab ich gehabt, und meine Tochter Zipora, die Braut, und Reb Meir aus der Klaus, welcher jetzt Vorsitzender des Rabbinerkollegiums in der Gemeinde Friedberg ist, und unser Diener, der feine Schmul, und eine Dienerin.

Also sind wir mit einer großen Suite zu Gutem zur Hochzeit gezogen. Von Altona zu Schiff in Gesellschaft von Mordechai Cohen und Meir Iliusch[1] und Ahron Tudelche.[2] Was wir für eine lustige Reise gehabt haben, kann ich nicht erschreiben.

Also sind wir friedlich in aller Lustigkeit und Vergnüglichkeit nach Amsterdam gekommen. Es ist aber wohl noch drei Wochen vor der Hochzeit gewesen. Wir sind bei dem erwähnten Reb Löb Hamburger gewesen.

Wir haben alle Wochen mehr als zwölf Dukaten verzehrt, aber wir haben dieses nicht geachtet, denn in den drei Wochen, die wir vor der Hochzeit in Amsterdam

  1. ? Vielleicht ein Sefardi Ulhoa.
  2. Bei Kaufmann »Todelche« ohne Identifikation.
Empfohlene Zitierweise:
Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_135.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)