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habe ich viele Briefe gewechselt und nicht zum Ziel kommen können. Endlich sind wir so weit gekommen, daß, da er mit dem Bräutigam nicht hat nach Hamburg kommen können oder wollen, und ich mit meiner Tochter, der Braut, nicht hab wollen nach Metz ziehen, wir uns also dahin verglichen haben, daß der Vater des Bräutigams, der reiche Gemeindevorsteher Reb Abraham Krumbach, und sein Sohn, der Bräutigam, sollen nach Amsterdam kommen. Dorthin will ich mit meiner Tochter, der Braut, auch kommen. Und dort werden sich Bräutigam und Braut einer den anderen sehen, um die Hochzeit nach beider Gutbefindung dort zu machen. Nun, was hab ich tun sollen? Ich bin darauf eingegangen und habe geschrieben, daß ich zu derselben Zeit, die wir zusammen bestimmt haben, mit meiner Tochter, der Braut, in Amsterdam sein will. Ich hab mich auch gleich fertig gemacht und bin mit meiner Tochter, der Braut, und mit meinem Sohn Nathan nach Amsterdam gereist. Wir haben gar gute Gesellschaft gehabt und eine schöne, vergnügliche Reise gehabt. Wir sind bei meinem Schwiegersohn Koßmann in Amsterdam zu Gast gewesen. Aber der Bräutigam ist einige Tage früher nach Amsterdam gekommen und ist bei Reb Moses Emmerich zu Gast gewesen. Gegen Abend nach dem Nachmittaggebet kommt mein Bräutigam in unser Haus zu gehen. Ich hab mich sehr gefreut und mit ihm geredet und er hat mir in jeder Beziehung gar wohl gefallen, so daß ich von allen Fehlern, die die Leute von ihm gesagt haben, nichts gesehen habe. Wir sind zwei, drei Stunden beisammen gewesen und ich hab Gott – gelobt sei er – in meinem Herzen gelobt und gedankt und bin gar wohl zufrieden gewesen. Mein Sohn Nathan und ich, wir haben in Amsterdam alle Tage mit Edelsteinen gehandelt. Wie wir nun acht Tage in Amsterdam sind, schreibt Mirjam, die Frau des Gevatters Reb Elia Cleve – das Andenken des Gerechten gesegnet – wir sollten ihr doch die Ehre erweisen und mit Bräutigam und Braut nach Cleve kommen, weil sie ja die Vermittler der Heirat gewesen sind und viel Unannehmlichkeiten gehabt haben,

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Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_202.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)