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und hat in Berlin ein großes Gewölbe gehabt. Meine Kinder haben mit ihm gehandelt. Ich hab einigemal an seinen Schwiegervater Reb Hirsch geschrieben, ob er auch gut mit zusieht, denn er ist ein junges Kind und ist in keinem Geschäft gewesen und nur immer in der Schule und im Lehrhaus gesessen.

Sein Schwiegervater Reb Hirsch hat mir oft geschrieben, ich sollte für das Kind nur nicht sorgen. Ich hab mich damit zufrieden geben müssen und habe gemeint, es wäre um meinen Sohn Reb Löb alles wohl bestellt.

Nun hab ich meine Tochter Hendele – sie ruhe in Frieden – gehabt. Sie ist eine Jungfrau gewesen, die keinesgleichen gehabt hat in ihrem Tun und ihrer Schönheit. Also hat uns der Vermittler Josel wieder eine betrübte Heirat in Berlin vorgeschlagen. Und zwar ist dort eine Witwe gewesen, die hat Reb Baruch von Berlin gehabt. Der Reb Baruch ist ein braver Mann und sehr reich gewesen, ist gestorben und hat zwei Söhne und zwei Töchter hinterlassen.

Also hat der Vermittler meiner Tochter – sie ruhe in Frieden – den Sohn vorgeschlagen, er ist der älteste von den Kindern gewesen. Er hat mir gesagt, er wär ein feines Kind, lernt gut und hätt fünftausend Reichstaler bares Geld und ein halbes Haus, das auch fünfzehnhundert Reichstaler wert wäre und heiliges Gerät von Silber und andere Sachen. Seine Mutter wollte ihn bei sich behalten und zwei Jahre Kost an ihrem Tisch geben, denn sie ist noch ganz im Geschäft gesessen. Nun, ich hab dem Vermittler geantwortet, daß ich die Heirat nicht ausschlage, nur wollt ich es bedenken und ihm dann Antwort sagen.

Nun, ich hab meinen Schwager Reb Josef und andere Leute, gute Freunde, gefragt und sie haben mir alle zu dieser Heirat geraten. Aber alle haben doch gesagt: »Du hast doch deinen Söhn Reb Löb in Berlin wohnen, der wird dir alles schreiben.«

Also hab ich meinem Sohn Reb Löb geschrieben, er sollte mir die ganze Wahrheit schreiben. Also hat er mir

Empfohlene Zitierweise:
Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_204.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)