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die Dienstmagd mit der Rebekka in dem Präsidenten sein Haus. Der Präsident verhört die Magd, und obschon die Dienstmagd anfängt zu stottern und Reue gehabt hat, daß sie etwas gesagt hat, so ist es doch heraus gewesen, und besonders, daß sie gesagt hat, wo der Leichnam begraben ist. Also hat sie zu dem Präsidenten alles gesagt, wie sie es zu der Rebekka gesagt hat. Danach hat der Präsident den Mörder und seine Frau jeden für sich abgesondert abgehört, welche alle beide geleugnet haben. Sie haben gesagt, »alles, was unsere Dienstmagd gesagt hat, das hat sie als eine Dirne erlogen.« Da ist man nun wieder übel dran gewesen. Der Präsident hat gesagt: »Ich kann euch weiter nicht helfen. Sollte ich den Mörder auf seiner Magd Rede hin foltern und er sollte mir auf der Folter bestehen und nicht eingestehen, was sollte das für ein Spiel geben? Ihr müßt zusehen und euer Recht in Hamburg suchen, und das stracks, sobald als möglich, daß euch die Obrigkeit in Hamburg die Erlaubnis gibt, daß ihr in des Mörders Haus nach dem Ermordeten suchet. Wenn ihr nach der Magd ihren Aussagen den Ermordeten gefunden habt, so laßt mich weiter sorgen.«

Darauf sind die Vorsteher gleich gelaufen und haben erwirkt, sie sollten etwa zwanzig Soldaten nehmen und sollten an jenem Ort, den die Dienstmagd gesagt hatte, aufgraben, und sollten die Erlaubnis geben, wenn sie ihn finden sollten, daß sie ihn in Altona jüdisch zu Grabe bringen dürfen. Man hat ihnen aber dabei gesagt: »Seht euch wohl vor, solltet ihr den Leichnam nicht finden, dann wäre es um euch alle getan. Denn ihr wißt wohl, was für ein Pöbel hier in Hamburg ist. Es wäre uns unmöglich zu wehren.«

Nun, wir sind alle in großer Sorge gewesen. Aber die Rebekka ist allerwegen hinten und vorn gewesen und hat gesagt, man sollte nicht verzagen, sie wüßte gewiß, daß man den Leichnam dort finden würde. Denn die Dienstmagd hätte ja um ihr Leben geredet und alle sicheren Zeichen und Beweise gesagt.

Empfohlene Zitierweise:
Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_227.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)