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König, erschreckt doch nicht so sehr, es werden nicht alle Kinder des Königs umgekommen sein. Ich glaube, es wird keiner mehr umgekommen sein als Emunis. Denn euer Sohn Abadon wird sich wegen seiner Schwester Danila gerächt haben.«

Wie sie reden, kommen des Königs Kinder alle geritten. Aber des Königs Zorn ist über den Abadon sehr ergrimmt gewesen, und er hat ihm befehlen lassen, er sollte sich nimmermehr vor des Königs Augen sehen lassen. Aber der Abadon hat das nicht vertragen können, daß er also als ein Verbannter leben sollte und hat nach des Königs Leben getrachtet, damit er das Königreich bekäme. Denn der König hatte seinen anderen Sohn als König erklärt.

Nachdem also hat Abadon je länger je mehr alles Volk an sich gezogen mit guten Worten, und hat also eine große Rebellerei gegen seinen Vater, den König, angestellt. Es waren nur gar wenig alte Getreue, die noch beim König geblieben waren. Aber Abadon ist zu seinem Vater gezogen und hat die Stadt eingenommen und hat großen Mutwillen mit des Königs Weibern getrieben. Aber der König und seine getreuen Diener hatten sich beizeiten aus der Stadt gemacht, um ihre Leiber zu beschirmen. Etliche Diener, die vormals bei dem König gewesen sind, und nun zu dem Abadon abgefallen waren, haben dem König Steine nachgeworfen und ihn gescholten und ihm geflucht. Also haben des Königs getreue Diener zu dem König gesagt, ob man denn zusehen sollte, wie die toten Hunde, wenn man den König so schändet und lästert. »Wir wollen über sie herfallen, und wenn wir auch sollten in Stücke zerrissen werden.«

Aber der fromme König hat es nicht leiden wollen und hat zu seinen getreuen Dienern gesagt: »Dieweil mir das mein Sohn tut, welcher von meinem Leib geboren ist, und mir nach meinem Leben stellt, warum sollen es denn nicht andere tun? Es ist alles um meiner Sünden wegen.«

Also ist endlich der Streit sehr schwer auf dem König gewesen, so daß er sich mit seinen Mannen hat

Empfohlene Zitierweise:
Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 269. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_269.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)