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verleben mußte. Ach! wie oft seufzte er da auf seinem Lager von Stroh nach dem lieben Vaterlande, nach seiner lieben Hausfrau! wie oft betete er da zu Gott um Erlösung oder Tod! Aber noch hatte die Stunde der Befreiung nicht geschlagen, noch sollte er erst große Prüfungen ausstehen. Denn einst, als er auch im tiefen Jammer sein feuchtes Lager mit Thränen netzte, ward es plötzlich lichter Tag um ihn her, und vor ihm stand Satanas, und sprach:

„Ritter Kuno, ich befreie dich aus diesem Kerker, gebe dir des Sultans Tochter zum Weibe und eine Krone zur Mitgift, wenn du dich und deine Seele mir verschreibst!“

Kuno schwieg in sich gekehrt.

„Oeffne dir eine Ader,“ fuhr der Böse fort, „hier ist Papier, schreibe flugs mit deinem eigenen warmen Blute, und im Hui bist du frei!“

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Gottschalck: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Hemmerde und Schwetschke, Halle 1814, Seite 342. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gottschalck_Sagen_und_Volksmaehrchen_der_Deutschen.pdf/381&oldid=- (Version vom 1.8.2018)