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der andere auf seinen Fuß, und wenn nun Kuno’s Augen sich schließen wollten, dann flatterten sie ängstlich um ihn her, pickten ihn mit ihren Schnäbeln, schlugen ihn mit ihren Fittigen, und erhielten so den armen Geängstigten wach. Satan ergrimmte darob gewaltig, doch konnte er’s nicht hindern, und da er einmal an den Vertrag gebunden war, so mußte er die Reise auch enden. Glücklich und ohne eingeschlafen zu seyn, langte der Ritter in seinem Dorfe Kirchzarten beim Gasthofe an. Wie hoch schlug ihm das Herz vor Freude und Wonne, als er die Zinnen seiner Stammburg wieder sah, worin er nun seine traute Hausfrau finden sollte. Aber, wie ward ihm, als in dem Augenblick ein stattlicher Brautzug aus der Kirche daher kam, von Trompeten und Pfeifen begleitet, und sein Weib, im brautlichen Kleide, züchtiglich an der Seite des Bräutigams vor ihm vorüberging. In die Erde hätte er sinken mögen vor Scham

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Friedrich Gottschalck: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Hemmerde und Schwetschke, Halle 1814, Seite 351. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gottschalck_Sagen_und_Volksmaehrchen_der_Deutschen.pdf/390&oldid=- (Version vom 1.8.2018)