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Bildung eben der Klasse von Menschen, von der sie hauptsächlich festgehalten und fortgenommen wurden, hat leider schon bei ihnen eine Lauheit gegen diese lieblichen, einheimischen Mythen erzeugt, welche deren endliches Vergessen zur Folge haben wird. Es achtet nicht mehr so darauf, das Volk; und mit dem Heimgange des alten Mütterchens, das sie jetzt noch weiß, wird wohl die Kunde dahin seyn. Die Jugend hat jetzt andere Vergnügungen, und kehrt sich nicht mehr an die fabelhaften Erzählungen der Mütter; ja es hält schwer, selbst das Alter zur Erzählung solcher Sagen zu bringen, und nur durch Treuherzigkeit, nur durch eine unverstellte ernste Aufmerksamkeit darauf, vermag man es zur Mittheilung zu bewegen.

Zu den Nationen, welche solche Volksmährchen im Ueberflusse besitzen, gehört auch die deutsche. An ihren Burg- und Kloster-Ruinen, an den Gipfeln ihrer Berge, an ihren Flüssen, Quellen, Hainen, Felsen, Höhlen und Untiefen haften ihrer in Menge; und wem unter uns wäre wohl die Erinnerung des Zaubers erloschen, mit welchem

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Friedrich Gottschalck: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Hemmerde und Schwetschke, Halle 1814, Seite V. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gottschalck_Sagen_und_Volksmaehrchen_der_Deutschen.pdf/8&oldid=- (Version vom 1.8.2018)