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werden konnte. Keinem Menschen offenbarte er das Geschehene, auch seinem Beichtvater nicht. Er trug es mit sich herum, quälte sich Tag und Nacht, vermied in der Zeit den Nußhardtfelsen, und – der bestimmte Tag verstrich.

Als er vorüber war, war’s ihm, als sey ein Stein von seinem Herzen gefallen. Nun trieb er die Heerde wieder zum Nußhardtfelsen. Voll Erwartung nahte er sich ihm und der Stelle, von wo er die schöne Jungfrau immer gesehen hatte.

Sie erschien. Sie näherte sich ihm in ihrem ganzen jungfräulichen Glanze. Mit starkem Herzklopfen sah er sie kommen. Da sprach sie sanft und rührend:

„Du hast an mir nicht wohl gehandelt. Du hättest mich retten können, und thatest es nicht. Höre, was ich dir sage, und was dir wohl selbst nicht bekannt war. Deine Lebensereignisse greifen in die meinigen wunderbar

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Gottschalck: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Hemmerde und Schwetschke, Halle 1814, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gottschalck_Sagen_und_Volksmaehrchen_der_Deutschen.pdf/84&oldid=- (Version vom 1.8.2018)