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Kapitel 35.

Hallmund’s Tod.

Gretters verlassene Hütte auf der Arnarvatnsheide war nicht leer geblieben. Sie hatte einen Insassen gefunden. Grim, der Sohn einer Wittwe auf dem Hofe Krop, gleichfalls ein Geächteter, war dort eingezogen.

Groß und stark war er, wenn auch an die Kräfte eines Gretter in keiner Weise heranreichend. Im benachbarten See machte er fortlaufend reichlichen Fischfang.

Dieses Eindringen in sein Reich verdroß den Hallmund, und er beschloß den Grim dafür zu strafen.

Grim hatte eines Tages 100 Fische gefangen, brachte sie nach Hause, und warf sie in einen Bottich, der vor seiner Hütte stand. Aber am folgenden Morgen, als er die Fische verkaufen wollte, waren sie alle verschwunden. Er fand das sehr sonderbar; aber er ging wieder an den See, und fing diesmal 200 Fische. Erfreut brachte er den reichen Fang nach Hause. Indessen auch sie waren am folgenden Morgen bis auf den letzten Fisch verschwunden.

Das war doch nun ganz unbegreiflich! –

Den dritten Tag fing er 300 Fische. In mehreren Trachten schleppte der starke Mann diese Last hinauf zu seiner Hütte.

„Diesmal soll mir der Fang nicht verschwinden,“ sprach Grim zu sich selbst. „Ich passe die ganze Nacht hindurch auf.“ –

Zu diesem Zweck schnitt er ein Loch in die Thür seiner Hütte, durch welches hindurchlugend, er bequem den ganzen Vorplatz übersehen konnte.

Ein Dritteil der Nacht war verlaufen. Da hörte er jemand mit schweren Schritten den Hof betreten. Der Fremde war von riesenhafter Gestalt, und trug auf seinem Rücken einen schweren Kasten, den er auf die Erde niedersetzte. Dann sah der Riese sich forschend ringsum. Die Hütte lag da in schweigender, nächtlicher Einsamkeit, der Vorplatz war leer, und kein Laut regte sich. Rasch bückte sich der Fremde, griff mit beiden Händen in den Bottich, langte Fische heraus, und warf sie hinüber in

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Emil Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/191&oldid=- (Version vom 1.8.2018)