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dieser Reise heimgekehrt sein wird. Dann sind wir unseres Versprechens ledig, und später mag geschehen, was da will! – Darüber hinaus sind wir nicht mehr gebunden!“ –

Alle dankten ihm für sein männliches Wort, und fanden, er habe wie ein Häuptling gesprochen. Auch Thorbjoern Oengul, sein Bruder, der sonst stets zum Streite trieb, schwieg und bezähmte sich.

Nun schloß sich wieder friedlich der Kreis, und man kehrte zum Kampfspiel zurück.

Hielten die Bauern ihr gegebenes Wort, so hielt auch Gretter das seinige, und war zum Ringkampf bereit.

Es wurde beschlossen, daß zunächst einer der beiden Brüder aus Breidau, man hielt sie für gleich stark, mit Gretter ringen sollte.

Der dazu Bestimmte trat vor.

Gretter stand da, breit und wuchtig, die Arme verschränkt, den Kopf leicht geneigt, den rechten Fuß vorgesetzt.

So maß er seinen Gegner mit lauerndem Blick.

Dieser rannte gegen Gretter an, konnte aber in keiner Weise ihn von der Stelle rücken.

Gretter packte nun mit der rechten Hand den Gegner von hinten, griff ihm in den Hosengurt, hob ihn in die Höhe, und warf ihn rücklings über seinen Kopf hinter sich, so daß Thord hart auf den Erdboden aufschlug.

Betroffen schwiegen alle still. Das hatten sie nicht erwartet; doch keine Hand löste sich zum Beifall für den Fremden.

Auch Gretter schwieg, schlug die Arme fest in einander, und erwartete so den zweiten Gegner.

Es wurde nun beschlossen, daß beide Brüder aus Breidau vereint den Gretter angreifen sollten.

Das wurde ein harter Kampf, und der Sieg neigte sich bald auf die eine, bald auf die andere Seite; immer aber hatte Gretter den einen der Beiden unter sich. Ihre Körper wurden ganz blau und blutrünstig von den eisernen Griffen des Gegners.

Dieses Schauspiel ergötzte die Leute auf’s Höchste.

Als die Kämpfer aufhörten, dankte man ihnen.

Die Anwesenden waren darin einig, daß beide Brüder aus Breidau zusammengenommen nicht stärker seien, als der eine Gretter, und doch besaß jeder von ihnen die Stärke von zwei sehr starken Männern.

Empfohlene Zitierweise:
Emil Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/236&oldid=- (Version vom 1.8.2018)