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feierten und jeder Fremdling, wo er auch einkehrte, war als Gast willkommen. Bier und Met kreisten im Trinkhorn. Julbrot und Julgrütze wurden aufgetragen, und als Festbraten wurde in die Halle gebracht ein ganzer gebratener Eber, Freyers Tier. Der Hausvater erhob sich, legte feierlich seine rechte Hand auf des Ebers Kopf und gelobte, ein ehrlicher Verwalter seiner Güter, ein treuer Gatte, Vater und Herr im Hause für das kommende Jahr zu sein. Die Gäste wiederholten dann, ein jeder für sich, Handauflegung wie Gelübde.

Torfin hatte diese Festfreude verdient, denn er kam von harter Arbeit.

Der Jarl von Norwegen Eirik Hakonson wollte eine Reise machen zu seinen Schwager Knut[1], dem Mächtigen, König von England. Die Regierung sollte in dieser Zwischenzeit übergehen auf seinen noch minderjährigen Sohn Hakon[2], dem als Vormund zur Seite trat sein Ohm, der Jarl Svein[3][4], Eirik’s Bruder.

Um diese Ordnung zu bestätigen, war der große Rath des Landes versammelt worden, die Lehnsmannen und die unabhängigen reichen Bauern, zu denen auch Torfin gehörte.

Eirik hatte sich der Regierung seines Landes stets mit großem Nachdruck angenommen. Und eine feste Hand that not, denn freche Räuber störten des Landes Frieden.

Berserker[5], welche ihren Namen führten von ber (bloß oder nackt) und serker (Panzer), weil sie ungeharnischt in den Kampf gingen, indem ihre Wut ihnen die Schutzwaffe ersetzte; diese hatten in Norwegen den Raub zu einer Art von Recht erhoben. Am hellen Tage zogen sie vor die Edelhöfe und forderten den Besitzer zum Zweikampf heraus und, wenn er unterlag, so verlangten sie als Kampfpreis sein Weib, oder sein Gut. So ertrotzten und erfochten sich viele dieser umherziehenden Berserker ein Stück Land, ein Mädchen, oder, was sie sonst begehrten.

Eirik beschloß nun, den Zweikampf für Norwegen ganz zu verbieten, und erklärte alle Berserker, welche irgendwo den Frieden stören sollten, für vogelfrei. Dieser Gesetzentwurf wurde gleichfalls dem großen Rate vorgelegt, welcher sich vor Weihnachten um Jarl Eirik versammelt hatte.

Torfin, ein kluger und beredter Mann, war mit besonderem Nachdruck für das Zustandekommen dieses Gesetzes eingetreten.

In der Verhandlung über dasselbe wurden in Sonderheit genannt zwei Brüder, welche unter den Berserkern die wildesten waren: Thorer
Anmerkungen (Wikisource)

  1. Knut der Große (vgl. Knut der Große)
  2. Håkon Eiriksson (vgl. Erik Håkonsson)
  3. Vorlage: Soein
  4. altnord. Sveinn Hákonarson (vgl. Sveinn Hákonarson)
  5. Zur Etymologie vgl. Berseker


Empfohlene Zitierweise:
Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/49&oldid=- (Version vom 1.8.2018)