Seite:Grimm Linas Maerchenbuch I 134.jpg

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mein Geschäft gleich mit dir abzuthun (denn ich muß diese Nacht noch eine Reise von hundert Meilen machen) so sag mir, was willst du für deine drei Heller haben?“

Da merkte klein Friederlein aber wohl, daß er’s weder mit einem Menschen, noch mit einem Dampfe zu thun habe, sondern daß es wohl ein starker Berggeist sein müsse, der seine drei Hellerlein darum haben wollte, weil sie aus dem Kupfer geprägt seien, das aus der Tiefe dieser Berge vielleicht gegraben wäre. Denn er war gar listig und klug. Deßwegen antwortete er auch zu ihm, und sprach: „Ja, einen meiner drei Hellerlein wollt ich dir wohl geben, wenn du mir ein Vogelrohr geben wolltest, mit dem ich jeden Vogel erlegen kann, auf dem ich daraus schieße.“

Da reichte ihm der Graue schnell, und ehe Frieder nur sehen konnte, woher er es nahm, ein schönes Vogelrohr dar, das war bald noch einmal so lang als klein Friederlein selbst. Aber Frieder sprach: „Ja, vorher muß ich’s auch erproben, ob’s gut ist, eh’ ich dir’s bezahle!“ und merkte sich ein Blatt an einem fernstehenden Baume, und schoß darnach, und das Blatt flog weg, als ob es nie dagewesen wäre. Da reichte ihm Frieder fröhlich den Heller. Aber der Graue sagte: „Du hast dir eben nichts Besonderes gefordert. Nimm dich nun mehr in Acht bei dem zweiten Heller, und fordere dir etwas Besseres.“

Empfohlene Zitierweise:
Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 1. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_I_134.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)