Seite:Grimms Märchen Anmerkungen (Bolte Polivka) I 091.jpg

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Messer entstehen. Die junge Frau wird von der Magd in den Brunnen gestürzt und von einem Fische verschlungen, aber der Prinz läßt den Brunnen reinigen und den Fisch aufschneiden. – Čechisch bei Nĕmcová 4, 37 nr. 53 (der Knabe trinkt aus einer Lammspur; die Schwester wird durch Genuß eines Apfels zur Ente und erhält in der dritten Nacht durch das Blut des schwarzen Adlers, den ihr Gatte erschießt, ihre menschliche Gestalt). – Slowakisch aus dem Komitat Gömör bei Nĕmcová, Slov. 2, 16 (C¹ D²˙³ F³): das Lamm trägt nachts das Kind zur Donau; die goldene Ente schwimmt herbei, verwandelt sich in eine schöne Frau und säugt ihr Kind; sie entrinnt aber dem lauschenden Gatten, bis auf sein Geheiß das Lamm in der dritten Nacht ihr Kleid festnagelt. Durch das Blut der Stiefmutter wird der Bruder entzaubert. Eine andere slowakische Fassung aus Nordungarn bei Škultety-Dobšinský S. 232 nr. 24 = 2. Aufl. S. 506 nr. 37 beginnt damit, daß der Vater nach Menschenfleisch verlangt, weil ihm die Brust der Frau, die diese an Stelle des von der Katze geraubten Hasen gebraten hat, so gut schmeckte. Daher fliehen die Kinder, aber die Stiefmutter schleudert ihnen den Fluch nach, daß sie sich in das Tier verwandeln, aus dessen Fußstapfen sie trinken. Die goldene Ente wird dadurch entzaubert, daß der Gatte sie trotz aller ihrer Verwandlungen festhält, wie bei Kolberg 17, 137. Ebenso aus dem Komitat Zips im Sborník mus. slov. spol. 16, 5 nr. 8. Ähnlich beginnt eine kürzere Version aus dem Komitat Saros bei Czambel S. 329, dagegen fehlt die Einleitung ebd. S. 288 in einer im selben Komitat aufgezeichneten Fassung. – In einem polnischen Märchen aus Oberschlesien bei Malinowski 2, 112 (C¹ D²˙³ F²) stürzt nicht die Stiefmutter, sondern eine Köchin die Frau in den See, die als Ente zu ihrem Kinde und dem Lamme zurückkehrt. Einen Nachhall (D²˙³) enthält Kühnau 1, 93 nr. 108 ‘Die Wöchnerin’; nicht der Bruder der ertränkten Frau, sondern ihr junger Schwager hört nachts ihre Klage und reicht ihr den Säugling. In einer Krakauer Aufzeichnung bei Ciszewski 1, 75 nr. 64 (C¹ D²˙³ F²) entfliehen Bruder und Schwester, weil die Eltern sie töten wollen, und werfen ein Ei und einen Kamm hinter sich, die sich in Wasser und Gestrüpp verwandeln. Die Schwieger ertränkt die Frau und vertauscht ihr Kind; das Lamm führt den Gatten, der sich in eine Ochsenhaut hüllt, zum Flusse. Ebenso folgt in einer andern Krakauer Version (Wisła 8, 237. – C¹ D²˙⁴ F³) der Gatte in einer Rindshaut dem Lamme und erlöst die ihr Kind

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 91. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_091.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)