Seite:Grimms Märchen Anmerkungen (Bolte Polivka) I 303.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

‘La belle Madeleine’ (C¹ D E. Die Schwieger läßt der Heldin die Hände abhauen; Jesus, Petrus und Johannes heilen sie. Der Gatte hört von Schwalben, daß seine Mutter ihn belogen, und belauscht ein Gespräch seiner spinnenden Frau mit dem Flachs über ihre Leiden). M. de Belz, La clef des champs ou les enfants parisiens en province 1872 p. 62 = Mélusine 2, 392. Revue des l. rom. 31, 582 ‘Le frère et la soeur' (A⁵ B D; erst die wiederaufgenommene Schwester vermag den Dorn aus dem Fuß des Bruders zu ziehen). – Rätoromanisch bei Decurtins, Roman. Studien 2, 106 ‘La matta senza bratscha’ = Jecklin S. 111 ‘Vom Mägdlein ohne Arme’ = Decurtins, Chrestomathie 2, 27 nr. 16. – Italienisch bei Basile 3, nr. 2 ‘La Penta manomozza’ mit künstlicherer Verwicklung: Penta sendet ihrem Bruder, der sie heiraten will, ihre abgehauenen Hände zu[1] und wird in einem Kasten ins Meer geworfen. Sie wird zuerst von einem Schiffsherrn und, nachdem dessen eifersüchtige Frau Nuccia sie wiederum ausgesetzt hat, von einem Könige aufgefischt, dessen Gattin ihm, ehe sie stirbt, anempfiehlt, Penta zu heiraten. Die Briefvertauschung geschieht durch Nuccia. Ein guter Zauberer nimmt Penta auf, läßt ihren Gatten und ihren Bruder ihr Geschick erzählen und schenkt der Penta neue Hände. Imbriani ² p. 239 nr. 19 ‘La bella ostessina’ = Nerucci nr. 6 = Monnier p. 341 (der Diener schlägt der Heldin die Hände nicht ab, die arge Mutter entdeckt ihren Aufenthalt bei der Fee und vergiftet sie wie Sneewittchens Stiefmutter. Nach der Heirat will die Schwiegermutter sie in siedendes Oel werfen, aber sie ruft rechtzeitig ihren Gatten durch Schütteln ihres Glöckchenkleides herbei.[2]) Nerucci nr. 17 ‘La bella Giuditta e la su’ figliola Maria’ (A⁴ B C³ D E. Die Hände werden nicht abgehauen; drei Puppen anstatt der Königin und der Kinder verbrannt, die übers Meer flieht); ebd. nr. 39 ‘Uliva’ (A³ B C D E. Uliva ist ohne des Vaters Wissen getaufte Tochter eines Juden) und nr. 42 ‘La Rosina per il mare’ (A⁴ B D C¹ E. Die Lehrerin beredet Rosina, ihre Mutter zu töten, heiratet den Mann und nötigt ihn, seiner Tochter die Hand abzuhauen. Eine Alte setzt


  1. So schickt die keusche Nonne (Triduana) dem ungestümen Liebhaber ihre Augen, deren Schönheit er gerühmt, zu: Jacques de Vitry, Exempla nr. 57. Pauli, Schimpf und Ernst nr. 11. Tawney, Kathasaritsagara 1, 247. 2, 630.
  2. Vgl. zu dem zweiten Teile Imbriani ² S. 232 nr. 18 ‘Il re che andava a caccia’ und Basile 5, nr. 5.
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 303. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_303.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)