Seite:Grimms Märchen Anmerkungen (Bolte Polivka) I 548.jpg

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zum Gatten erkoren (wie schon Chares von Mytilene bei Rohde, Der griechische Roman 1876 S. 45 berichtet), erlegt auf Bitten des Mirin und Ahran, welche um die beiden andern Töchter des Kaisers freien, einen Wolf und einen Drachen, weist sich aber endlich durch die den Untieren abgebrochenen Zähne[1] vor dem Kaiser als der rechte Held aus. – Neuere Märchen vom Drachentöter und seinen Hunden[2] sind die deutschen bei Zingerle 1², 35 nr. 8 ‘Geschwindwiederwind, Packan, Eisenfest’; Bünker S. 262 nr. 87 ‘Der Fleischhackerbube’; Jahrbuch f. Gesch. Elsaß-Lothr. 18, 206 ‘Der Mann mit den drei Hunden’; Wolf, Hausmärchen S. 9 ‘Das Schneiderlein und die drei Hunde’ (keine Zungen). Philo vom Walde S. 81 ‘Der siebenköpfige Drache’. Pröhle, KVM. nr. 4 ‘Der Jäger über alle Jäger’; Strackerjan ² 2, 476 nr. 630 ‘Die drei Hunde’; Bl. f. pomm. Volkskunde 9, 156 ‘Ein armer Hütejunge befreit eine Königstochter’; A. Ruge, Aus früherer Zeit 1, 104 (1862. Ein trümmerhaftes Leuschen aus Rügen vom Prinzen Federich und seinem Hunde Eisen-und-Stahl); Müllenhoff S. 453 nr. 21 ‘Rinroth’; Behrend nr. 22 ‘Die drei Hunde’; Lemke 3, 160 ‘Einer, der Glück hatte’ (Schlange, Bär, Hase). Vlämisch bei Cornelissen-Vervliet nr. 17 ‘Het gelukkig


  1. So erweist schon in der griechischen Heldensage Alkathoos durch die ausgeschnittene Löwenzunge, daß er den kithäronischen Löwen getötet (Schol. Apollonii Rhodii 1, 517; vgl. Paus. 1, 41, 3), und Peleus, daß er auf der Jagd bei Akastos viele Tiere erlegt hat (Apollodor 2, 13, 3). Tristan schneidet bei Gottfried von Straßburg 228, 26. 282, 39 die Drachenzungen aus (Golther, Die Sage von Tristan 1887 S. 15. Hertz, Tristan ² S. 523), ebenso Wolfdietrich (Jänicke im Deutschen Heldenbuch 4, XLVIII. Anzeiger für dtsch. Altert. 9, 253. Heinzel, Die ostgotische Heldensage 1889 S. 80), die irische Sage von Cuchullins Krankenlager (Gaidoz, Mélusine 3, 305), die ungarische Vita S. Gerardi (Zs. f. dtsch. Mythologie 2, 165); Herpins als Ritter verkleidete Gemahlin die Riesenzunge (Simrock, Volksbücher 11, 244, vgl. Goedeke, Grundriß ² 1, 358), Rânjha in der indischen Erzählung bei Garcin de Tassy, Allégories 1876 p. 506 und E. Rohde S. 138 die Ohren und Schweife der Löwen, ein Indianermärchen in der Mélusine 3, 396. – Eine Tabelle über die den Betrüger überführenden Wahrzeichen in den Fassungen unsres Märchens bei Hartland, Perseus 3, 202–210.
  2. Wie das mächtigere und größere Tier immer dem kleineren den Auftrag gibt und so auf dem armen Hasen die Schuld, nicht Wache gehalten zu haben, hängen bleibt, so findet sich ein ähnliches Herabsteigen in einer Erzählung des älteren Tutinameh (Kosegarten zu Iken S. 227), wo die Seetiere und Ungeheuer immer dem geringeren einen Auftrag zuschieben, bis er auf dem Frosch haftet.
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 548. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_548.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)