Seite:Hübner Über mechanische Copieen von Inschriften.djvu/13

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

wenn der Wind weht. Ich habe an der der See zugekehrten offenen Loggia des Stadthauses von Cartagena oben auf der Leiter dieß Experiment ausgeführt, während zwei Männer mit langen Cannarohren (wie man sie im Süden statt unserer Bohnenstangen braucht) von unten das Papier festhielten, und ein dritter mir auf der Leiter den Eimer hielt, weil bei der frischen Brise fortwährendes Anfeuchten nöthig war.

Das Festklopfen des Papiers auf dem Stein ist die letzte und wichtigste Manipulation. Es gehört dazu eine tüchtige Bürste, welche nicht zu langhaarig und weich sein darf; die bekannte Construction der Pferdekartätsche ist empfehlenswerth, doch thut es auch jede tüchtige Kleiderbürste mit und ohne Stiel; am besten ist es wenn der Stiel in einer höheren Ebene liegt als der Rücken der Bürste; die Borsten dürfen nicht zu grob sein und müssen eine dichte, gleichmäßige Fläche bilden. Mit dieser Bürste klopfe man mit aller Kraft das Papier so fest und gleichmäßig als möglich auf die Schriftfläche auf, so dass es sich, vermöge seiner natürlichen Elasticität, in alle Vertiefungen der Schrift, sowie in alle zufälligen Löcher und Risse des Steines hineinlegt. Es schadet dabei nichts, wenn, was bei dünnem Papier und tiefer Schrift nicht immer vermieden werden kann, in den Tiefen der Schriftzüge das Papier hier und da durchreißt. Erweist sich das Papier durchgehends als zu dünn, so lege man, wie schon gesagt, schnell noch einen zweiten, ebenfalls vorschriftsmäßig angefeuchteten Bogen auf. Auch wenn der Abdruck hier und da zerrissen ist, in den Tiefen der Buchstaben, so kann man die Schrift desshalb doch immer noch ganz gut lesen; und darauf kommt es ja wesentlich an. Mit dem zu zimperlich ängstlichen Klopfen erhält man stets zu flache und daher für den Charakter des Schnittes der Schrift nicht ausreichende Abdrücke. Auch schadet das starke Klopfen den Steinen oder Erzen nichts: je härter und edler dieselben sind, desto weniger. Bei ganz dünnen Erzplatten (auch bei Gold-, Silber- und Bleiplättchen) und bei gewissen leicht bröckelnden Marmorbreccien oder durch Feuchtigkeit stark erweichtem Sandstein wird man natürlich vorsichtig sein müssen. On ne saurait prendre trop de précautions lorsqu’il s’agit de toucher à des monuments confiés à notre discrétion sagt Tastu, im Princip gewiss sehr richtig; doch lässt sich Vorsicht anwenden ohne den Erfolg des Verfahrens zu beeinträchtigen.

Ist das Festklopfen des Papiers auf der Schriftfläche ausgeführt, so kann man zweierlei Wege einschlagen. Entweder man

Empfohlene Zitierweise:
Emil Hübner: Über mechanische Copieen von Inschriften. Weidmannsche Buchhandlung, Berlin 1881, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:H%C3%BCbner_%C3%9Cber_mechanische_Copieen_von_Inschriften.djvu/13&oldid=- (Version vom 1.8.2018)