Seite:Hamburgische Kirchengeschichte (Adam von Bremen) 162.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

ihm nämlich der Eifer, den er früher gehabt hatte, heilige Stifte zu gründen. Wunderbar nämlich war des Mannes Sinn, Unthätigkeit konnte er nicht ertragen, niemals ermüdete er, obwohl doch so große Arbeiten daheim wie draußen ihn in Anspruch nahmen. Denn nachdem unser armes Bisthum vordem durch die so großen Kosten seiner Heerfahrten und durch die außerordentlichen Bemühungen um die Gunst des gierigen Hofes oftmals in Noth gerathen war, wurde es jetzt ohne Erbarmen durch Erbauung von Propsteien und Burgen in’s Verderben gestürzt. [Er ließ sogar auf dürrem Boden Gärten und Weinpflanzungen anlegen, und obwohl er so in nutzlosem Streben gar manches umsonst versuchte, war er doch stets darauf bedacht, denen, die seinen Plänen dienten, ihre Arbeit auf eine großartige Weise zu lohnen.] Also kämpfte des Mannes hoher Sinn mit der Natur des Vaterlandes, und was er irgendwo Ausgezeichnetes kennen lernte, das wollte er gleich auch selbst besitzen. Wie ich nun sorgfältig und lange den Ursachen dieser Krankheit nachforschte, so habe ich gefunden, daß der sonst so weise Mann von jenem weltlichem Ruhme, den er allzu werth hielt, zu dieser Verweichlichung des Charakters verleitet wurde, weil er, im Glücke irdischen Besitzes zum Hochmuthe sich erhebend, in der Erlangung von Ruhm kein Maaß kannte, im Unglücke dagegen mehr als recht war, niedergebeugt, dem Zorne oder dem Kummer die Zügel schießen ließ. Darum überschritt er sowohl im Guten, wenn er an fremden Leiden Antheil nahm, als auch im Bösen, wenn er zürnte, in beiden Stücken das Maaß.

37. Dafür dient mir als Beweis, daß er in seiner Zorneswuth manche mit eigener Hand so schlug, daß Blut darnach floß, wie er es mit seinem Propste[1] und Anderen machte. In seinem Mitleiden aber, welches jedoch in diesem Falle besser Schenklust genannt wird, war er so verschwenderisch, daß er, da ihm ein Pfund Silbers nicht mehr galt als ein Pfennig, oft an

  1. Vermuthlich der unter Buch III, Kap. 56 Erwähnte.
Empfohlene Zitierweise:
Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte.Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1893, Seite 154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hamburgische_Kirchengeschichte_(Adam_von_Bremen)_162.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)