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Sitten haben. Die Prediger der wahren Lehre aber, wenn sie keusch und klug und tüchtig sind, werden von ihnen mit außerordentlicher Liebe behandelt, so daß sie es sich selbst gefallen lassen, daß der allgemeinen Volksversammlung, die sie Warb nennen, die Bischöfe beiwohnen. Da hören sie denn häufig ohne Widerstreben von Christo und der christlichen Religion reden. Und vielleicht würden sie durch eine geschickte Vorstellung ohne Mühe zu unserem Glauben hingeführt werden, wenn nicht schlechte Lehrer, indem sie das Ihre suchen, und nicht, was Jesu Christi ist (Phil. 2, 21), diejenigen ärgerten, die errettet werden könnten.

22. Die Schweden bestehen aus vielen Völkern, trefflich an Kräften und Waffen, und sie sind so zu Roß, wie zu Schiff die besten Streiter. Daher scheinen sie durch ihre Macht auch die übrigen Völker des Nordens zu fesseln. Sie haben Könige aus einem alten Geschlechte, deren Gewalt jedoch von dem Willen des Volkes abhängt; denn was alle insgemein gebilligt haben, muß der Fürst bestätigen,SCH. 128. wenn es nicht einmal gerade sein Beschluß ist, den sie mitunter wider Willen befolgen. Daheim also erfreuen sie sich völliger Gleichheit; gehen sie aber in die Schlacht, so leisten sie dem Könige oder dem, der von diesem, weil er kundiger ist als die Uebrigen, vorgezogen wird, vollkommenen Gehorsam. Wenn sie aber einmal im Kampfe in die Enge kommen, so rufen sie aus der Menge der Götter, die sie verehren, einen zur Hülfe herbei: diesem sind sie dann nach dem Siege vorzugsweise ergeben und ziehen ihn den übrigen vor. Jedoch erklären sie bereits in einem allgemeinen Ausspruche, der Gott der Christen sei stärker, als alle anderen; die anderen Götter täuschten oft, er dagegen sei immer als der sicherste Helfer in der Noth bei der Hand.

Schol. 128. Alles, was bei den Barbaren in Privatangelegenheiten geschieht, wird vermittelst des Looses beschafft. In öffentlichen Angelegenheiten aber werden auch die Aussprüche der Dämonen eingeholt, wie man das im Leben des beil. Ansgar (K. 18, 19, 27 u. 30) sehen kann.

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Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte.Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1893, Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hamburgische_Kirchengeschichte_(Adam_von_Bremen)_227.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)