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Staaten handelt, als um die negative sog. europäische Idee handelt, welche doch Verneinung u. Abschließung bedeutet. Grade Portugal mit seinem umfangreichen afrikanischen Besitz könnte sich eine solche Politik garnicht leisten. Von uns aus gesehen handelt es sich aber bei Spanien dabei um eine Abkehr von dieser europäischen Idee u. der Botschafter wird nun dafür verantwortlich gemacht. Für uns ist die europäische Idee eben Alles, – weiter als bis zu diesem Gartenzaun können unsere beschränkten Geister u. „Staatsmänner“ nicht denken. – Und Schweden? – Nun, auch in diesem Lande ist es bis heute nicht gelungen, ein Feuerchen für diese europäische Idee zu entfachen, sondern grade in letzter Zeit scheint die Abneigung Schwedens noch wesentlich gewachsen zu sein. Man hat mir erzählt, daß in Schweden in allen Kinos der Film läuft, in dem Chaplin unseren Führer lächerlich macht, u. Lächerlichkeit tötet. Der Botschafter dürfte also in Wahrheit von Charli Chaplin abgesetzt worden sein, – eine tragikomische Ironie. – – Diese Betrachtungen geben mir wieder neue Zuversicht. Bisher sah in nur immer den Untergang des Abendlandes, jetzt sehe ich die Weiße Rasse am Beginn einer neuen, großen Periode, vielleicht eines Zeitalters. Vielleicht beginnt die Weiße Rasse jetzt überhaupt zum ersten Male ihre große, von Gott gestellte Aufgabe zu erfüllen u. es scheint mir als sicher, daß dies unter dem Kreuz Christi geschehen wird! –

Sonntag, 10. Januar 1943.     

     Welikije Luki ist nach unserem Heeresbericht immer noch in unserem Besitz. Wer lügt? Ich neige doch mehr dazu, unseren Berichten Glauben zu schenken. Möglicherweise hat der Ort auch schon mehrfach seinen Besitzer gewechselt.

     Teixeira de Pascoaes: „Paulus, der Dichter Gottes“, habe ich beendet. Das Buch steckt voll von geistreichen Bemerkungen u. Aphorismen. Ich lese es jetzt Abends Martha noch einmal vor. Begonnen habe ich: „Hieronymus, der Dichter der Freundschaft“, vom selben Verfasser. Es gleicht im Stil dem Paulus. Für „fromme“ Leute ist es nicht.

Mittwoch, 13. Januar 1943.     

     Sonntag Nachmittags bei Krappmanns zum Kaffee. Sie wohnen hübsch im Hause des Baurats Meisner in Althagen. Der Blick von der Höhe des Ufers, auf dem das Haus liegt, über den Bodden u. den kleinen Fischerhafen Althagen ist bestrickend u. gibt mir viel mehr als der freie Blick über das Meer, den man von unserem Hause aus hat u. der von allen Fremden immer so bewundert wird. – Es ist seit Sonntag sehr kalt geworden. –

Der Hyeronimus fesselt mich sehr. Abends lese ich Martha den Paulus vor. Zwar gehen beim Vorlesen die gedankentiefen Stellen verloren, aber das schadet nichts. Es ist, als ob man leicht über tiefe Abgründe hinweggleitet, ohne sie recht zu bemerken u. ohne daß man Furcht davor

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Hans Brass: TBHB 1943-01-03. , 1943, Seite 004. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1943-01-10_001.jpg&oldid=- (Version vom 25.4.2024)