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TBHB 1943-01-03

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1943-01-03
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Entstehungsdatum: 1943
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Originaltitel: Sonntag, 3. Januar 1943.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 3. Januar 1943
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Einführung

Der Artikel TBHB 1943-01-03 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 3. Januar 1943. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über vier Seiten.

Tagebuchauszüge

[1]
Sonntag, den 3. Januar 1943.     

[1]      Gestern schneite es den ganzen Tag bei Windstille. Der Schnee verwandelte das Land in eine Zauberlandschaft. In der Nacht kam Wind auf u. wieder Tauwetter, die Wege sind Grundlos. Wir sollten heute bei Dr. Krappmann zum Kaffee sein, werden nun aber absagen, weil der Weg zu schwierig ist. – Der Heeresbericht von gestern Abend wußte [2] immer noch nichts vom Fall Wilikije Luki's, das die Russen angeblich schon vor drei Tagen erobert haben wollen. – Gestern Abend laß ich in der DAZ. die verschiedenen Aufrufe u. Tagesbefehle zum Neuen Jahre. Die Parole ist „durchhalten“ auf der ganzen Linie, von einer neuen Idee oder einem Plan ist keine Rede. – Je mehr ich über die Rolle Amerikas im jetzigen Ringen nachdenke, um so tiefer werde ich davon begeistert. Bei uns wird von der Bestimmung der „Jungen Völker“ viel geredet, – d. h. wenn es grade anders in den Kram paßt, dann sind wir auch das „zweitausendjährige Kulturvolk“, wobei wirklich kein Mensch etwas von dieser zweitausendjährigen Kultur entdecken kann; – aber wenn hier irgendwo ein junges Volk ist, dann kann es nur Amerika sein. Besonders im Anfang dieses Krieges war viel die Rede davon, daß Afrika zu Europa gehöre; aber in Wahrheit besitzt kein Volk Europas mehr genug Kraft u. vor allen Menschenüberschuß, um diesen Erdteil zu kolonisieren. Selbst Deutschland mit seiner Propaganda für Kinder hat es seit dem Bestehen der Nazis nicht weiter gebracht, als eben grade zur Erhaltung der Volksstärke, von einem Ueberschuß kann keine Rede sein. Solchen Ueberschuß braucht man aber, um zu kolonisieren, im anderen Falle ist die Kolonisationsidee Quatsch. In Wirklichkeit haben wir auch tatsächlich nicht kolonisiert, kaum, daß wir uns in Südafrika, diesem günstigsten Teil, gegen die Schwarzen u. gegen die Inder zu behaupten vermögen. In Nordafrika, besonders in dem französischen Teil, liegen die Verhältnisse noch viel schlechter. Die ganze Aequatorialzone ist doch heute noch für Weiße so gut wie unbewohnbar. Vergleicht man dagegen die Aequatorialzone Amerikas, so ist der Unterschied in die Augen springend. Gewiß gibt es im Amazonengebiet auch noch unbewohnbare Urwälder, aber nicht im Entferntesten so wie in Afrika, wobei die Amerikaner ja erst im Anfang dieser Erschießungsarbeit stehen, während wir sehr viel früher damit begonnen haben, ohne es auch nur im Entferntesten so weit gebracht zu haben wie jene. – Das Unglück ist, daß wir immer nur Landkarten von Europa oder solche von Amerika sehen, sodaß im Bewußtsein die Vorstellung erweckt wird, als ob diese beiden Erdteile nichts miteinander zu tun hätten. Man wird, wenn Amerika gesiegt haben wird, Landkarten des Atlantischen Ozeans herstellen, dann wird man sehen, wie eng Europa u. Amerika zusammenhängen. Vor allem wird man sehen, daß Grönland u. Island tatsächlich auch geographisch weit eher zu Amerika gehören, als zu Europa, das zur Kultivierung u. Besiedelung dieser Länder bisher auch noch nicht das Geringste getan haben. – Durch Amerika kommt überhaupt erst wieder eine positive Idee in der Betrachtung Europas auf. Bisher war diese Idee – seit dem ersten Weltkriege – nur negativ: Untergang des Abendlandes. Heute erkenne ich eine Morgenröte der Weißen Rasse als die Ansiedler [3] um den Atlantischen Ozean vom Norden bis Süden, wobei der Ozean nur ein Graben ist. Vor allem wird Afrika durch Amerika für die Weiße Rasse erst erschlossen werden, wozu das alte Europa garnicht mehr in der Lage ist. – Andererseits hat Europa nie aufgehört, das Land der Sehnsucht für Amerika zu sein, – die vielen Reisenden aus Amerika beweisen es. Amerika kehrt also heim, kommt zurück zu seinem Ursprung, – welch seltsames u. bewegendes Geschehen! Und es kommt nicht mit leeren Händen, sondern bringt uns seinen ganzen Reichtum u. seine ganze Jugendkraft mit. – Neulich las ich in der DAZ. ganz nebenbei von gewissen Verhandlungen Amerikas mit dem Vatikan. Man weiß darüber nichts, denn davon darf bei uns natürlich nicht gesprochen werden, doch denke ich mir, daß Amerika mit dem hl. Vater in Rom über diese Möglichkeiten gesprochen haben wird u. es ist für mich ohne Zweifel, daß der hl. Vater einer solchen Entwicklung jede nur denkbare Hilfe leihen wird. – Was Ostasien betrifft, so scheint mir, als hätten sich die Amerikaner mit den Japanern bereits verständigt. Es ist dort sehr ruhig geworden, selbst von den Salomoninseln ist nichts mehr zu hören. Japan ist ja bereits übersatt. Wenn es die bisher eroberten Gebiete behalten will, dann hat es auf Jahrzehnte hinaus zu tun, diese Gebiete für sich zu organisieren, eine Eroberung Australiens u. gar Indiens geht weit über die Kräfte dieses kleinen Volkes, geschweige denn eine Erhaltung u. Kolonisierung. In der Tat scheinen sie ja auch an dergleichen garnicht zu denken, – selbst die anfangs von Japan so sehr unterstützte Propaganda gegen Indien des lächerlichen Herrn Bose hat gänzlich aufgehört. – Aus diesem Grunde dürfte wohl auch bereits eine Entfremdung zwischen Japan u. uns eingetreten sein, diesem unnatürlichen Bündnis, das einen weit größeren Verrat an Europa darstellt, als das Bündnis Amerika – England – Sowjetunion. Gestern wurde die Abberufung der Botschafter aus Japan, Spanien u. Schweden mitgeteilt. Es mag leicht sein, daß der Botschafter aus Japan abberufen worden ist, weil er das langsam sichtbar werdende Abbröckeln Japans nicht zu verhindern vermochte. Auch mag es schmerzlich sein, daß Japan garnicht daran denkt, uns in dieser Stunde höchster Gefahr gegen Rußland zu helfen. Der abberufene Botschafter in Spanien dürfte ebenfalls enttäuscht haben, denn vor wenigen Tagen wurde der Abschluß eines Bündnisses zwischen Spanien u. Portugal bekannt. Von uns wird dieses Bündnis so hingestellt, als handele es sich um eine Verteidigung gegen Amerikanische Angriffe, doch halte ich es eher für möglich, daß dieses Bündnis seinen Blick auf Südamerika gerichtet hat. Es ist doch die Politik Spaniens u. Portugals, die Verbindung mit Argentinien u. Brasilien lebendig zu erhalten, u. wenn Iberien sich jetzt zu einem geschlossenen Block zusammenfindet, so glaube ich weit eher, daß es sich dabei um die positive Idee einer Zusammenarbeit mit den Südamerikanischen [4] Staaten handelt, als um die negative sog. europäische Idee handelt, welche doch Verneinung u. Abschließung bedeutet. Grade Portugal mit seinem umfangreichen afrikanischen Besitz könnte sich eine solche Politik garnicht leisten. Von uns aus gesehen handelt es sich aber bei Spanien dabei um eine Abkehr von dieser europäischen Idee u. der Botschafter wird nun dafür verantwortlich gemacht. Für uns ist die europäische Idee eben Alles, – weiter als bis zu diesem Gartenzaun können unsere beschränkten Geister u. „Staatsmänner“ nicht denken. – Und Schweden? – Nun, auch in diesem Lande ist es bis heute nicht gelungen, ein Feuerchen für diese europäische Idee zu entfachen, sondern grade in letzter Zeit scheint die Abneigung Schwedens noch wesentlich gewachsen zu sein. Man hat mir erzählt, daß in Schweden in allen Kinos der Film läuft, in dem Chaplin unseren Führer lächerlich macht, u. Lächerlichkeit tötet. Der Botschafter dürfte also in Wahrheit von Charli Chaplin abgesetzt worden sein, – eine tragikomische Ironie. – – Diese Betrachtungen geben mir wieder neue Zuversicht. Bisher sah in nur immer den Untergang des Abendlandes, jetzt sehe ich die Weiße Rasse am Beginn einer neuen, großen Periode, vielleicht eines Zeitalters. Vielleicht beginnt die Weiße Rasse jetzt überhaupt zum ersten Male ihre große, von Gott gestellte Aufgabe zu erfüllen u. es scheint mir als sicher, daß dies unter dem Kreuz Christi geschehen wird! –