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Seite:HansBrassTagebuch 1944-12-28 002.jpg

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Churchill u. Eden sind über Weihnachten in Athen gewesen u. es scheint, als wäre man zu einer Entspannung der Lage gekommen.

Freitag, 29. Dez. 1944.     

     Gestern Abend zwei Briefe von Fritz, datiert vom 2.12. u. vom 14.12. – Am 2.12. schreibt er, daß er für zwei Tage beim Troß wäre, um dort die San.-Ausrüstung eines aufgelösten MG=Bataillons abzuholen. Auch hat er bei dieser Gelegenheit seine letzten Privatsachen gepackt u. an uns abgesandt, sie sind aber noch nicht hier. –

     Er scheibt eine ganz amüsante Zahlenakrobatik auf, die ich hier notieren möchte:

     Datum seines diesjährigen Geburtstages:     4.12.44.

          "          "          Geburtstages                     4.12.08

                              Differenz                               36

     Alle Zahlen sind durch 4 teilbar.

3 x 4 ergibt den Geburtsmonat 12

3 x 12     "               das Alter 36

4 x 8      "                "          " , in dem er Soldat wurde = 32

32 + 4     "               "          heutige Alter.

4 + 12 + 44 = 60

4 + 12 + 08 = 24

Differenz       36 heutiges Alter

4.12.44 = Quersumme = 15

4.12.08 =          "          = 15

     Er stellt fest, daß er nun 4 Jahre Soldat u. immer noch Gefreiter ist, obwohl er gelegentlich Aufgaben erhält, die sonst Feldwebel ausführen wie z.B. jetzt die Uebernahme u. Durchsicht einer ganzen San-Ausrüstung. – In den letzten Tagen ist sein Komp-Chef von der 7. Komp. das zweite Mal verwundet worden, der Spieß, ein Zugführer u. zwei Soldaten sind gefallen, zehn sind verwundet, der Btl.-Kommand. schwer verwundet. Es ist dies der Hptm. Röhricht, der Maler, dessen Sohn hier in Althagen einmal im Kinderkaten war. Ein Bataillon hat nur noch 16 Mann Gefechtsstärke u. ist aufgelöst worden u. mit seinem Btl. zusammengelegt worden. Auf dem Verbandsplatz ist viel Arbeit Tag u. Nacht. Der Feldw. Kaplan Stegmiller ist ihm eine große Stütze. –

     Am 14.12. schreibt er von dem leider immer gespannter werdenden Verhältnis zu seinem Stabsarzt. Alle leiden unter seinem tyrannischen Wesen u. seiner Unbeherrschtheit – Ein Teil seiner Division bezieht die alte Weltkriegsstellung am Hartmannsweiler Kopf, bzw. hat sie bezogen. Dort wird sie wohl auch heute noch liegen. Der Gegner setzt hauptsächlich Artillerie ein, Luftwaffe selten, auf unserer Seite sind alte u. kaum gesunde Leute. Wenn dennoch die Stellung gehalten wird, so kommt es daher, weil der Gegner nicht gern zum Infanteriekampf antritt u. sich mit Artillerie begnügt oder Panzer einsetzt. Fr. schreibt, daß sie gezwungen wären, halbkranke Menschen vorn in der Stellung zu belassen, weil sie sonst die Stellung nicht halten könnten. Der Soldat sieht das zwar ein, aber es ist eben für den Einzelnen zuviel u. darum herrscht eine allgemeine Gereiztheit, die noch dadurch gesteigert wird, daß viele Soldaten überhaupt keine Post bekommen, weil sie von anderen Einheiten versprengt wurden u. nun ihre alte Feldpost-Nummer für sie nicht mehr gilt.

Empfohlene Zitierweise:
Hans Brass: TBHB 1944-12-28. , 1944, Seite 002. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1944-12-28_002.jpg&oldid=- (Version vom 24.10.2024)