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Seite:HansBrassTagebuch 1945-12-27 001.jpg

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Danach steht den bildenden Künstlern nur die Arbeiterkarte zu, nicht die Schwerarbeiterkarte. Hoffentlich wird das den Gemeinden nicht amtlich mitgeteilt, denn dann gehe ich meiner Schwerarbeiterkarte wieder verlustig. Ferner teilt mir die Sektion mit, daß ich nun doch Arbeiten oder Reproduktionen von solchen der Sektion einreichen müsse zwecks Aufnahme in die Sektion. Ich ersehe daraus, daß ich bisher lediglich in den„Kulturbund“ aufgenommen bin, nicht aber in die „Sektion für bildende Künste“, was natürlich allein von Wichtigheit ist für mich. Ich weiß nicht recht, was ich machen soll, denn es ist ja unmöglich, hier Bilder photographieren zu lassen. Ich könnte nur Reproduktionen von den Bildern 1918 – 1921 einsenden. Im übrigen finde ich es ziemlich seltsam, daß die Rostocker ein solches Verlangen an einen Künstler stellen, der schon vor 27 Jahren im Vorstande der Novembergruppe u. dort selbst in der Jury war. Wer sind denn die Leute in Rostock, die da die Jury ausüben? Es sind das doch Künstler, die selbst völlig unbekannt sind!

     Nachmittags. Eben kommt Frau Hanschak u. sagt, daß die Russen ihren Mann mit dem Gespann geholt haben u. er deshalb nicht nach Wustrow fahren kann, denn er ist jetzt um 3 Uhr noch nicht zurück. Es blieb nichts anderes übrig, als daß Frau Hanschak u. das Mädchen von Frau Schröder einen Handwagen mit dem Paramentenkoffer nach Wustrow ziehen, Martha ist mit Frau Triebsch zu Fuß gegangen. Es wird eine starke Anstrengung für Martha werden, besonders, da es auf dem Rückwege stockfinster sein wird. Der Mond geht erst später auf. Ich selbst bin zuhause geblieben. Sollte Hanschak noch kommen u. die Pferde es leisten können, werde ich hinterher fahren u. Martha wenigstens abholen.

Donnerstag, 27. Dezember 1945.     

     Hanschak ist gestern nicht mehr gekommen u. Martha mußte zu Fuß auch den Rückweg machen, sie kam erst um 1/2 7 Uhr hier an, ziemlich ermüdet. P. Drost war in Wustrow geblieben, er kam erst heute früh zu uns, um bei uns ein Hochamt zu halten, bei dem ich nun schon wieder ganz schön dienen konnte. Anschließend wurde das Kind von Frau Pilster=Hoffmann getauft. Das Hochamt war sehr schön, es waren etwa 30 Menschen da, es wurde viel u. mit Begeisterung gesungen. Nachher frühstückten u. plauderten wir mit dem Pater, der von dem überaus stark zunehmenden katholischen Leben in Ribnitz u. der ganzen Umgebung sprach. Es ist erstaunlich, was sich da tut. – Zum Mittagessen war der Pater bei Dr. Burgartz eingeladen, nachher wird er wohl noch weitere Besuche machen, sodaß wir ihn wohl erst am Abend wiedersehen werden. Morgen früh wird er nochmals bei uns Messe lesen u. den Tag bei uns verbringen. Am Sonnabend früh wird er uns verlassen, um nochmals in Wustrow in der Kirche eine Messe zu lesen. Der Pater wußte noch nicht, daß drei deutsche Bischöfe Kardinäle geworden waren, am meisten freute er sich über die Ernennung des Bischofs von Münster, Clemens August Graf Gahlen.

Freitag, 28. Dezember 1945.     

     P. Drost kam gestern erst um 8 Uhr abds. von seinen Besuchen bei Dr. Burgartz u. Prof. Triebsch zurück Bei Dr. B. ist nur die alte Litanei gequatscht worden von seiner Sehnsucht, nach dem Katholizismus, von der zu sprechen dieser Mann anscheinend nie genug bekommt, aber tun tut er nichts. Er kommt sich wichtig vor, einen Jesuiten-Pater einen ganzen Nachmittag damit zu unterhalten. Prof. Triebsch

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Hans Brass: TBHB 1945-12-26. , 1945, Seite 003. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1945-12-27_001.jpg&oldid=- (Version vom 11.10.2024)