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Seite:HansBrassTagebuch 1946-07-21 001.jpg

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Leisten zu kämpfen, sodaß ich die Leinewand nicht straff spannen konnte, u. zum Schluß hat sich der Rahmen dann noch verworfen. So zog ich es vor, lieber das alte Verkündigungsbild aus dem Jahre 1933 zu zersägen. Das Bild war auf eine ziemlich starke Sperrholzplatte gemalt, die mit Nessel auf beiden Seiten sorgfältig beklebt u. gut grundiert war, aber es war sehr stark nachgedunkelt u. überdies arg zerschrammt durch die Unvorsichtigkeit des Mannes aus dem Christkönigs-Hause, der damals, als ich aus der Wilhelmshöherstraße nach dort umzog, das Bild in das Lastauto verlud. Im Christkönigs-Hause ist ja eigentlich alles, was ich besaß, kaputt gegangen. Wenn ich jetzt die Rückseite dieser Platte verwendete, sparte ich mir auch das Grundieren, was ja bei der schlechten Grundierfarbe, die ich habe, ein weiterer großer Vorteil war. So ging ich also schließlich daran, das Bild zu zersägen, obgleich es mir leid tat, denn wenn das Bild auch nicht ohne Fehler war, so war doch viel Gutes daran.

     So habe ich denn also das neue Bild „Rosen“ heute aufgezeichnet u. farbig angelegt. Rote Rosen mit Grün, Blau, Violett u. Gelb. Ich hoffe, daß es ein schönes Bild werden wird.

Sonntag, 21. Juli 1946     

     Andacht habe ich heute ausfallen lassen. Am Nachmittag fühlte sich Frau Kurth verpflichtet, Fritz u. mich zum Kuchen einzuladen, den sie gestern gebacken hatte. Ich gab den Kaffee dazu.

     Der Kuchen schmeckte schlecht, aber Frau K. erzählte endlose Geschichten über das, was sie geleistet hat, als die Kosaken hier waren. Schließlich verdrückte ich mich.

Montag, 22. Juli 1946.     

     Vormittags am Rosenbild gemalt, das sehr schön zu werden verspricht. Nachmittags wartete ich vergeblich auch Koch-Gothas Schwiegersohn, der mit mir zusammen das Haus am Meer im Hinblick auf die geplante Kunstausstellung besichtigen wollte. Fritz brachte mir die Buchungs-Unterlagen für die Zeit vom 1. Juli bis heute, die ich ins Hauptbuch eintrug. Das Geschäft nimmt einen erfreulichen Aufschwung.

     Abends kam Frl. Reinhard aus Schwerin, sie will bei uns arbeiten. Sie soll erst mal morgen hier bleiben, damit wir das Notwendige besprechen können, ich denke, daß wir sie zum 1. August für zwei Monate einstellen können. – Ebenfalls kam Dr. Lindner, der mir Grüße von Martha bestellte, die gut in Berlin angekommen ist u. am Sonntag bei Lindner gegessen hat. Dr. L. sieht erschreckend elend aus, er hat sehr viel durchgemacht. Martha sandte mir durch ihn eine Schachtel deutsche Zigaretten, die Dr. L. in englische umtauschte, es ist ein sehr großer Genuß. Wir haben für Dr. L. Quartier bei Frau Eggert im Hause Koehn besorgt. –

Donnerstag, 25. Juli 1946.     

     Täglich am Rosenbilde gearbeitet, daß farblich wie auch kompositionell sehr schön wird. – Gestern gegen Abend machte Dr. Lindner mit seiner Frau u. dem sehr niedlichen kleinen Jungen einen kurzen Besuch. Die Frau ist eine Riesendame. –

Empfohlene Zitierweise:
Hans Brass: TBHB 1946-07-20. , 1946, Seite 003. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1946-07-21_001.jpg&oldid=- (Version vom 11.11.2024)