Geschäftsführer zur Seite habe, ein Mann von 35 Jahren, der Politiker sei, – also wohl ein Mann der SED. – u. den müsse er erst fragen. Dieser Mann ist auch hier u. er will mit ihm zusamen nochmals zu mir kommen. Dies müßte aber schon Montag oder Dienstag geschehen, da er am Mittwoch nach Bln. zurückfährt. Auch will er den Präsidenten des Kulturbundes, Joh. Becher, zu mir bringen, doch schien er da ungewiß zu sein, ob er das fertig bringen würde. Als ich ihm dann von Pastor Kleinschmidt erzählte, der ja Landesleiter des Kulturbundes in Mecklenbg-Vorpomern ist u. als er hörte, daß Kleinschmidt meine Bilder sehr schätzte u. meine Ausstellung in Schwerin betriebe, war er hoch erfreut. Er sagte, er wolle sich dann hinter Kleinschmidt stecken, um durch ihn Becher zu mir zu bringen.
Das sieht nun keineswegs so aus, als könnte ich mich auf Herrn Prof. Roesch sehr sicher verlassen. Man muß abwarten, aber ich habe nicht den Eindruck, daß dieser Mann so ohne weiteres das durchführen kann, was er mir zunächst versprach, als er sich in einem Kranz von Damen vielleicht sehr stark vorkam. Heute war er ohne diese Damen jedenfalls viel kleinlauter. –
Ueberhaupt scheint es in diesem ganzen Kulturbund wieder einmal zu kriseln. Vormittags war Dr. Burgartz bei mir u. brachte mir die Einladungen zu unserer Kunstausstellung. Er sagte mir, daß Stadtrat Matern u. Herr v. Achenbach sehr innigst befreundet seien u. daß beide gegen Pastor Kleinschmidt stünden. Achenbach habe aber Aussicht, demnächst nach Berlin zu gehen, u. er würde dann sicher Matern dorthin nachziehen. Immerhin sei aber auch Pastor Kleinschmidt angreifbar, sodaß in den letzten Tagen der Oberregierungsrat Venzmer aus Schwerin hier gewesen sei, um da einiges in Ordnung zu bringen. Kleinschmidt selbst deutete ja gestern Abend an, daß da in der Presse einige unangenehme Notizen erschienen seien über die Angelegenheiten des Kulturbundes in Ahrenshoop, – gewiss nur reines Zeitungsgeschwätz –, aber solche Sachen sind immer unangenehm. Der Erfolg davon ist aber, daß Herr Kleinschmidt sich große Mühe gibt, hier einen guten Eindruck zu machen. Er spricht von Fehlern, die gemacht worden seien u. die in Zukunft vermieden werden müßten. – Die Stellung des Dr. Burgartz hat sich dagegen sehr gehoben. Er soll ja wohl die Leitung der in Rostock neu zu gründenden Hochschule für Musik inne haben u. ist gleichzeitig Feuilleton-Redakteur des jetzt neu eingerichteten Rostocker Teiles der Landes-Zeitung, die selbst in Schwerin erscheint. Dr. B. hat einen sehr modernen Komponisten für die Hochschule verpflichtet u. hat sich dadurch in die Nesseln gesetzt bei den reaktionären Kreisen Rostocks. Es wird auch da Kampf geben. Auch für meine Ausstellung sagte er den Kampf dieser Kreise gegen meine Bilder voraus, doch versicherte er mir, daß er mich als Leiter des Feuilletons verteidigen u. schützen werde. – So scheint also da überall ein neues Leben zu erblühen. Teils ist dieses heimliche
Hans Brass: TBHB 1946-08-10. , 1946, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1946-08-10_004.jpg&oldid=- (Version vom 13.11.2024)