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Seite:HansBrassTagebuch 1947-01-13 001.jpg

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Beamter dieser Kategorie schwer verprügelt, der Polizeichef soll davon noch immer bettlägerig sein. Am Morgen nach dieser Nacht wurde die Frau des Polizeichefs von unbekannter Seite angerufen u. sie wurde gefragt, wie es ihrem Manne ginge. Als sie sagte, es ginge ihm sehr schlecht, wurde ihr mitgeteilt, daß der Polizeichef beim nächsten Mal totgeschlagen werden würde.

     In Ribnitz ist in einer Baracke ein sog. „Landes=Altersheim“ eingerichtet. Es sind 150 alte Leute zwischen 70 u. 100 Jahren dort untergebracht, ausnamslos Katholiken aus dem Sudetenlande. Diese alten Leute bekommen dort täglich morgens vier Scheiben trockenes Brot u. sog „Kaffee“, mittags einen Teller wässeriger Graupensupper u. am Nachmittag eine Portion heißen Tee. Das ist alles. Es ist unzureichend geheizt, sodaß die alten Leute in Massen zugrunde gehen. In der Zeitung aber steht, daß die Landesregierung gemeinsam mit der SED. wieder ein neues „Altersheim“ eröffnet hätte, in dem alte Leute prächtig betreut werden.

Montag, 13. Januar 1947.     

     Früh 8 Uhr Stille Messe, ziemlich viele Menschen, die Stube war voll, obgleich es sehr kalt war u. es draußen schneite. – P. Beckmann verließ uns gleich nach dem Frühstück nachdem er hier noch einen Krankenbesuch gemacht hatte.

     Es war den ganzen Tag sehr trübe, sodaß ich nicht viel malte. Nachmittags gegen 3 Uhr trat ein Temperatursturz ein. Es fing an zu regnen, sodaß starkes Glatteis die Folge war. Hoffentlich ist P. B. noch vorher rechtzeitig in Ribnitz eingetroffen.

     Ausnahmsweise hatten wir heute von 4 bis 6 Uhr Licht. Ich benutzte die Gelegenheit, den längst schuldigen Brief an Schw. Gertrud Dobczynski zu schreiben. Von 6 – 10 Uhr war es dann wieder dunkel, erst dann kam wieder Licht.

     Ich habe begonnen, das „Leben der hl. Theresia“ zu lesen, das ich zwar schon einmal wie die meisten ihrer Schriften gelesen habe, aber nur oberflächlich. Jetzt will ich es gründlich lesen möglichst täglich einen kurzen Abschnitt, u. die Stellen, die vom innerlichen Gebet handeln, hervorheben. Hoffentlich bleibe ich bei diesem Vorhaben.

Dienstag, 14. Januar 1947.     

     Heute morgen 11 Uhr wurde der alte Meier begraben. Von seinen Kindern war keines da, nicht einmal sein Sohn Wilhelm, der während des Begräbnisses seines Vaters im Bett lag. Ich selbst war auch nicht da aus Furcht vor dem sehr schlechten Regenwetter bei Süd=West u. starkem Glatteis. Martha ging hin u. einige wenige andere Leute, unter ihnen der Bürgermeister Schröter. Pfr. Pless soll sehr gut gesprochen haben.

     Nach langer Zeit eine Nachricht von Dr. August Maaß aus Gronau in Gestalt eines Päckchens, welches einen vorzüglichen Käse enthielt, als Weihnachtsgruß. Er fragt nach Rudolf Mehlis, dessen Anschrift ich aber auch nicht weiß. Die letzte Nachricht von diesem kam vor schon langer Zeit aus Gera. Dorthin sandte ich ihm im eingeschr. Brief 100,– Rm. doch bekam ich nie eine Antwort.

Empfohlene Zitierweise:
Hans Brass: TBHB 1947-01-12. , 1947, Seite 002. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1947-01-13_001.jpg&oldid=- (Version vom 29.12.2024)